Die weltpolitische und wirtschaftliche Lage hat die Banken in den vergangenen drei Jahren herausgefordert – mit Risiken, Klippen, Chancen (siehe beispielsweise
Und nichts deutet darauf hin, dass das kommende Jahr einfacher oder ruhiger werden wird. Kurz: Der Banking Sektor richtet sich für 2023 auf Krisen ein – aber es werden auch wieder viele Chancen aus diesen erwachsen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Herausforderungen, denen sich die Banken stellen müssen – die movisco-Jahresvorschau.
Es war absehbar, dass die Verwerfungen und Störungen in Lieferketten und Produktionszyklen, die sich aus den bekannten globalen Krisen ergeben haben, die Wirtschaft in größerem Umfang beeinträchtigen würden. Die vorwiegend durch galoppierende Energiepreise getriebene Inflation und das Bemühen der Zentralbanken, diese durch Leitzinserhöhungen in den Griff zu bekommen, prägen aktuell die Schlagzeilen. Analysten und Volkswirtschaftler in den Banken erwarten für die kommenden zwölf Monate eine tiefere Rezession in Deutschland und Europa. Unter den Experten ist momentan lediglich strittig, wie stark der Rückgang sein wird (siehe für 2023 auch: https://www.eba.europa.eu/regulation-and-policy und für die US-amerikanischen/Weltmärkte: www.aba.com/training-events/online-training/top-risks-for-banks-in-2023.
Steigende Zinsen allein wären für die Bankenwelt grundsätzlich keine schlechte Nachricht. Zumindest, was die Ertragsseite betrifft. So zeigten sich einige Institute auch (noch) für dieses Jahr optimistisch, was die Einnahmen aus dem Kreditgeschäft betrifft. Wäre da nicht das Menetekel einer Rezession. Denn die Aussicht auf größere Profite nutzt nichts, wenn Kreditnehmer die Raten nicht mehr bezahlen können und die Kredite platzen.
Ein Risiko, das nicht unterschätzt werden sollte. Von den Bedingungen für einen „perfekten Sturm“ spricht etwa Raimund Röseler, bei der BaFin für die Bankenaufsicht verantwortlich.
Der Europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB), ein Gremium zur Überwachung von Finanzrisiken, hat sogar eine „allgemeine Warnung“ ausgesprochen. Die vielen negativen Ereignisse stellen demnach eine erhebliche Gefahr für die Finanzstabilität dar. Ein bisher beispielloser Schritt.
Auf diese eher trüben Aussichten werden die Banken reagieren müssen. Sowohl im eigenen Risikomanagement als auch im Reporting. Zudem dürfte erforderlich werden, höhere Rückstellungen für gefährdete Kredite zu bilden. Denn aktuell ist aufgrund der vielen staatlichen Hilfsprogramme (wie z.B. Corona, Energiekosten) tatsächlich schwer einzuschätzen, welche Unternehmen sich tatsächlich bereits in einer Schieflage befinden und letztlich nur von Hilfsprogrammen am Leben gehalten werden. Experten rechnen jedenfalls damit, dass die Zahl notleidender Kredite signifikant steigen wird. Rasches Reporting und konservative Risikobewertung wird in diesen Zeiten also noch wichtiger, als ohnehin schon.
Den genauen Gang der Ereignisse, die Abfolge von Versäumnissen im Wirecard-Skandal wird vermutlich erst mit dem Ende der Prozesse gegen die Hauptverantwortlichen ans Licht kommen. Es ist aber sicherlich nicht übertrieben, die Scheingeschäfte und frisierten Umsätze in Milliardenhöhe als Weckruf für die Regulatoren zu bezeichnen. Und der mündet in einem Standpunkt des Europäischen Rats zur Umsetzung der Basel-III-Reformen, die als Basel IV oder auch – häufiger auf dem US-Markt - als “Basel Endgame” bezeichnet werden.
Erstmals liegen auch belastbare Zahlen zu den Auswirkungen der Reformen vor. Im Ergebnis liegen diese im Durchschnitt bei +10 % und +20 % bei den Risk Weighted Assets in den kommenden Jahren. Faktisch werden die Mindestkapitalanforderungen weiter steigen, die Ermittlung des Risikoportfolios an Bedeutung zunehmen. Die aktive Steuerung eigener Risiken und die Ableitung von Strategie stellen besondere Herausforderungen an das Reporting und Modellierung von Szenarien. Hier sollten die Banken einen kritischen Blick darauf werfen, ob sie tatsächlich optimal aufgestellt sind. Nicht allein aus Gründen der Regulatorik, sondern auch in operativer Hinsicht, um Strategien dann auch über alle Linienfunktionen umsetzen zu können.
Auch die Auswirkungen des Klimawandels werden die Banken im kommenden Jahr beschäftigen: sowohl operativ als auch in Hinblick auf die Regulatorik. So erkennt die EZB zwar an, dass die Institute Verbesserungen erreicht haben, ihre Klima- und Umweltrisiken zu erkennen, mahnt aber Fortschritte an. Das Ergebnis einer Untersuchung erbrachte, dass zwar 85 % der Banken in den meisten Bereichen zumindest grundlegende Verfahren etabliert haben, es ihnen aber noch an differenzierten Methoden und granularen Informationen zu Klima- und Umweltrisiken mangelt.
Daher hat die EZB institutsspezifische Fristen festgelegt, damit ihre Erwartungen bis Ende 2024 vollumfänglich erfüllt werden. Die Zentralbank hat diese noch einmal unterstrichen. Spätestens bis März 2023 sind Banken aufgefordert, Klima- und Umweltrisiken adäquat zu kategorisieren und eine vollständige Beurteilung der Auswirkungen dieser Risiken auf ihre Geschäftsaktivitäten vornehmen. Bis Ende 2023 sind Klima- und Umweltrisiken in die Governance, Strategie und das Risikomanagement einzubeziehen.
Weitere Herausforderungen erwachsen in Veränderungen in den Märkten und Produkten, die nicht zuletzt auch durch Herausforderer wie Fintechs und Near Banks getrieben werden. Es dürfte für die klassischen Bankinstitute essenziell sein, hier strategisch und operativ zeitnah eine Antwort zu finden, um etwa mit eigenen Produkten und Innovationen eine tiefere Wertschöpfung zu betreiben und neue Erlösquellen zu etablieren. Exemplarisch seien hier genannt:
Summarisch und etwas zugespitzt gesagt: An diesen Stellen sind viele Institute und Institutsgruppen noch nicht über erste Vorüberlegungen hinausgelangt.
Somit wird auch das Jahr 2023 die Banken vor Herausforderungen in der Gesamtbanksteuerung und ihrem Reporting stellen.
Und eines steht fest: Auch 2023 wird die movisco AG Bankinstituten als verlässlicher Consulting-Partner zur Seite stehen, um die optimale Lösung zu finden. Wir freuen uns auf Ihre Anfrage! Stefan.Bachinger@movisco.com
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