Der etwas krumme Reim aus der Überschrift stammt wie der darin zitierte Song aus einer Zeit, als Sparer, Banken, Versicherungen und Anleger noch – teils recht üppige – Zinsen kannten und Gewinne erwirtschaften konnten, statt „Mangelverwaltung und Schmerzvermeidung“ zu betreiben. Denn die Rücklagen und Sparkonten der Deutschen wuchsen zwar Jahr um Jahr, doch fehlten profitable Anlagemöglichkeiten für die Geldmittel: Stetig fallende Zinsen und nun die Inflationswelle trieben Sparer und professionelle wie institutionelle Anleger ebenso vor sich her wie den Immobilienmarkt – Stichwort „Betongold“ – und Anlagen in Fonds, Edelmetallen und Cryptowährungen. Gerade jüngere Anlegerinnen und Anleger kennen Zinsen auf Spareinlagen und Depots deutlich jenseits von Nullprozent nur aus Erzählungen. Jetzt deutet alles auf eine Zinswende hin. Können Kundinnen und Kunden nun plötzlich wieder reich werden? Und welche Auswirkungen hat das auf die Bankenwelt?
Tagesgelder mit einem Zinssatz zwischen 5 und 6 Prozent – vor der großen Krise an den Finanzmärkten in den Jahren 2007 und 2008 war das keine Seltenheit. Anlegerinnen und Anleger freuten sich, die Banken verdienten gutes Geld. Doch dann sanken die Zinsen im Rahmen der diversen geldpolitischen Maßnahmen und sogenannten Rettungspakete drastisch. Lange als „Phase“ bezeichnet, prägte das Zinsniveau knapp über der Nulllinie seit gut einem Dutzend Jahre gerade junge Menschen, die ihre ersten Anlageentscheidungen trafen. „Verwahrentgelte“ kehrten die bisher bekannte Dynamik bei Einlagen sogar um: Die Banken verlangten nun ihrerseits Zinsen für die Aufbewahrung größerer Guthaben – und das begann teils schon bei der Einlage von 25.000 EUR.
Damit scheint es jetzt allerdings vorbei zu sein. In den USA wurden die Leitzinsen erhöht. Der gleiche Schritt ist von der EZB bereits angekündigt (siehe Pressemitteilungen der EZB; vertieft u.a. Finanzen.net, Handelsblatt.com. Obwohl es dem Bankenverband mit der Zinswende nicht schnell genug geht: die angekündigte Leitzinserhöhung im Juli und das erwartete Ende der Negativzinspolitik der Banken im September kämen zu spät.
Mit der ING Diba hat die größte deutsche Direktbank zumindest schon einmal reagiert und die Verwahrentgelte wieder abgeschafft. Das deutet zumindest darauf hin, dass Sparerinnen und Sparer in der nahen Zukunft wieder mit positiven Zinsen rechnen dürfen. Wie hoch diese ausfallen werden und welchen Renditen sich erreichen lassen, ist indes von einer ganzen Reihe weiterer Faktoren abhängig. Eine Prognose ist an dieser Stelle nicht möglich.
Die von der Commerzbank gemeldeten Ertragszahlen haben jedenfalls Analysten überrascht. Teilweise war in den Medien hier von einem „sensationellen“ positiven Ergebnis die Rede. Auch andere Institute geben sich in ihren Prognosen optimistisch.
Beim Einlagengeschäft sind die höheren Zinsen allerdings noch nicht bei den Konsumentinnen und Konsumenten angekommen – ein Gewinndelta, das dem Ertragshaushalt der Banken zugute kommt. Zumindest bei allen Instituten, die eine starke Abhängigkeit vom Zinsgeschäft haben und sich zu einem großen Teil aus Retail-Einlagen refinanzieren. Die Rahmenbedingungen deuten jedenfalls auf eine positive Entwicklung bei den Gewinnen hin.
Nun gibt es keine Chancen ohne Risiken. So auch in diesem Fall. Das gilt etwa für das Risk Management, wenn ein nennenswerter Teil der Schuldner einen Anstieg der Zinsen nicht eingeplant hatte und damit Kredite gefährdet sind (Stichwort: Risikovorsorge). Die Auswirkungen der Zinswende müssen durch die Banken bei der Betrachtung der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells analysiert werden. (Negative) Effekte auf die Risikotragfähigkeit und die Kapitalplanung sind im Rahmen von Szenarien daher unbedingt zu untersuchen, wie z.B. unter movisco Research "Die Aufsicht mit der Kapitalplanung überzeugen". Ein weiterer Risikofaktor steckt im eigenen Geschäft, wenn die Bank im Zuge von Terminmarktgeschäften auf eine andere Zinsentwicklung gesetzt hatte.
Ein alter Kalenderspruch sagt, dass der Tag nicht vor dem Abend gelobt werden sollte. Und sicherlich ist es zu früh, etwa die von der Commerzbank gemeldeten Vorabzahlen gleich auf die gesamte Branche zu übertragen. Aber sie sind dennoch ein starkes Indiz dafür, dass die Banken wieder mehr Geld verdienen werden.
Trotz aller Abwägung potenzieller Risiken dürfte dies endlich wieder die Spielräume erweitern, um drängende Themen mit voller Kraft anzugehen. Schließlich wurden unter Wahrung strenger Kostendisziplin in vielen Häusern wichtige Projekte verschoben oder nur unter Einsatz minimaler Mittel verfolgt; hier nur ein paar Beispiele:
Wenn Sie wissen wollen, wie Sie Projekte, wie die ESG-Umsetzung oder Prozessoptimierungen im Haus jetzt effizient und effektiv angehen können, sprechen Sie uns gern an:
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Sie wollen mehr zum Thema RPA-Einsatz in Banken wissen? – Dann kontaktieren Sie Christian Behrens oder Benjamin Schmidt.
Risikotragfähigkeit ist Ihr Thema oder oder Sie suchen Beratung für Ihr Bankinstitut? – Dann ist Stefan Bachinger Ihr Ansprechpartner.
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