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Studenten & Absolventen aufgepasst: Inflation - Ein Blick in die Vergangenheit und was er uns lehrt

Hast Du dich bei deinem letzten wöchentlichen Einkauf an der Kasse womöglich auch schon gefragt, ob da versehentlich ein Gramm Gold auf dem Kassenband gelandet ist? Es ist das Schreckgespenst vieler Deutscher und angesichts von Teuerungsraten von 7,5% zeigt es sich nun auch immer deutlicher in unserem Alltag. Derartige Inflationsraten sind nicht nur ärgerlich, sondern in einigen Fällen auch existenzbedrohend. Eine von der Postbank in Auftrag gegebene Studie etwa zeigt, dass 11% der Deutschen aufgrund der Inflation Schwierigkeiten haben, ihre Lebenshaltungskosten zu decken. In diesem Blogbeitrag wollen wir einen Blick in die Vergangenheit wagen und schauen, was er uns über Inflation lehren kann.

Wie uns das Wissen um Inflation schon in unserer Kindheit geholfen hätte

Die meisten Leser werden sich womöglich nicht mehr an den hünenhafte US-Zentralbanker erinnern, der während seiner Amtszeit vielen Amerikaner schlaflose Nächte bereitet haben dürfte und heute geradezu Legendenstatus unter Ökonomen erlangt hat – Paul Volcker Jr. Nachdem der junge Volcker 1945 wegen seiner Größe vom US-Militär abgelehnt wurde, verschlug es ihn nach Princeton, wo er seine intellektuelle Heimat im Fachbereich Volkswirtschaftslehre fand. Sein Vater, der ihn eingangs noch davor warnte, dass die anderen Princeton-Studenten kluge Köpfe seien und er sich besser eine andere Universität suchen solle, dürfte auch seinen Teil dazu beigetragen haben, dass sein Sohn schon früh eine tiefe Aversion gegen Inflation entwickelte. Volcker Jr protestierte vehement dagegen, dass seine Eltern ihm während seines Studiums die gleiche monatliche Zuwendung in Höhe von USD 25 wie seiner Schwester Ruth einige Jahre zuvor zahlen wollten – der Dollar hatte in der Zwischenzeit etwa 40% an Kaufkraft verloren. Die Eltern aber blieben hart und so verstand Volcker die Lehren des „Central Bankings“ schon früh am eigenen Leib. (Binyamin Appelbaum; The Economists‘ Hour). Vielleicht denkt der ein oder andere ja an diese kleine Anekdote zurück, wenn es um das Taschengeld seiner eigenen Kinder geht.

Warum sich der Blick in die Vergangenheit auch für die Europäische Zentralbank lohnt

Die Ära Volcker lehrt uns aber selbstverständlich nicht nur, dass wir von Zeit zu Zeit eine Anpassung von Taschengeldern vornehmen sollten. In die Geschichte ist Volcker vor allem durch den „Volcker-Schock“ 1979/1980 eingegangen. Nachdem die Inflation in den USA die 9-Prozent-Marke überschritten hatte, war Volckers Zeit als Chef der US-Notenbank gekommen. Volcker glaubte, dass die Inflation weiter steigen würde, weil die Amerikaner glauben, dass sie weiter steigen würde. Verwirrend? Wenn Arbeitnehmer glauben, die Inflation würde weiter steigen, fordern diese höhere Löhne. Die höheren Kosten geben die Unternehmen dann in Form höherer Preise an die Verbraucher zurück. Eine Art „Self-fulfilling prophecy“, die in einer Lohn-Preis-Spirale mündet. Um der Öffentlichkeit glaubhaft zu versichern, dass die Notenbank konsequent gegen die Inflation vorgehen würde, leitete Volcker ein geldpolitisches Bremsmanöver ein, in dessen Folge der Leitzins auf fast 20 Prozent anstieg. Die Folge dieser Geldpolitik waren hohe Arbeitslosigkeit, eine zunehmende Anzahl an Insolvenzen und Schuldenkrisen in Mittel- und Südamerika, die Inflation aber kehrte schon bald in moderatere Bereiche zurück. Nun ist die EZB heutzutage angesichts der Corona-Pandemie und der Verschuldung einiger Mitglieder der Eurozone geradezu gezwungen die Zinsen niedrig zu halten. Eine sukzessive und moderate Erhöhung der Zinsen, um so auch die Inflationserwartungen zu dämpfen, wird sie also vermutlich nicht mehr lange verschleppen und einen „Lagarde-Schock“ zu verhindern wissen (späte schnelle Zinserhöhung aufgrund hoher Inflation bei langen niedrigen Zinsen).

Preise zu hoch? Warum nicht einfach staatlich deckeln?

Phasen erhöhter Inflation lassen sich in der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart einige finden. Dabei ist Inflation kein Phänomen moderner Gesellschaften oder geldpolitischer Verirrungen, selbst die Römer litten unter Kaiser Diokletian während der Reichskrise des 3. Jahrhunderts unter Inflation. Diokletian reagierte mit dem Höchstpreisedikt, das maximale Preise für diverse Waren- und Dienstleistungen festschrieb. Leider verfehlte das Politikum seine Wirkung größtenteils und die Preiskontrollen wurden trotz Androhung der Todesstrafe missachtet oder in Form von Tauschgeschäften umgangen. Anstatt die Inflationsbelastung für die Bevölkerung zu senken, dürfte das Edikt also zu einem unregulierten lebhaften Schwarzmarkt beigetragen haben, auf dem die Preise weiter stiegen. Derartige Preiskontrollen lassen in der Geschichte immer wieder finden (bspw. DDR, Venezuela, NS-Regime), die Wirkung dieser staatlichen Eingriffe scheint aber letztlich immer begrenzt gewesen zu sein oder verschärfte bzw. schaffte gar neue Probleme. Werden Preisgrenzen beispielsweise zu niedrig angesetzt, können sie die Gewinne der Unternehmen belasten und so negativ auf deren Investitionsverhalten wirken. Letztlich kann diese Verzerrung also zu einer Verknappung regulierter Güter führen und den Inflationsdruck noch erhöhen. Werden Preisobergrenzen darüber hinaus nur für einige ausgewählte Güter angesetzt, kann es zur Konsumverschiebung von unregulierten Waren- und Dienstleistungen hin zu regulierten Substituten führen. Dadurch können dann auch Hersteller unregulierter Güter belastet werden. Bei aller Emotionalität beim Thema Inflation, sollten Vorschläge zu Preiskontrollen mit Blick in die Vergangenheit also wohlüberlegt sein.

Wie uns eine moderate Inflation vor größerem Übel bewahrt

Wäre es nicht schön, wenn du heute schon wüsstest, dass deine Einkäufe nächste Woche günstiger zu haben wären? In diesem Fall würden wir von einer Deflation sprechen, also einem Prozess anhaltender Preisreduktionen. Was paradiesisch anmutet, sollte uns allerdings mindestens ebenso das Fürchten lehren wie das Schreckgespenst der Inflation. Ein Beispiel für Deflation lässt sich in Japan finden. Mit dem Platzen einer Aktien- und Immobilienblase in den frühen 90er Jahren, eines partiellen Zusammenbruchs des Finanzsektors und eines einhergehenden Rückgangs der Nachfrage, erhöhte sich der deflationäre Druck auf die japanische Wirtschaft. Das Tückische? Wer heute glaubt, dass die Preise morgen günstiger sind, der verlagert seinen Konsum in die Zukunft. Sinkende Preise drücken also die Gewinne von Unternehmen, die wiederum Gehälter kürzen oder Entlassungen vornehmen müssen. Letzteres verringert wiederum die gesamtwirtschaftliche Nachfrage und führt dazu, dass Preise noch weiter gesenkt werden – dann befinden wir uns in einer sich selbst verstärkenden deflationären Spirale. Und was bedeutet das für Schuldner? Nominal verändert sich die Kreditsumme nicht, real gesehen sind die Schulden durch die Deflation aber deutlich höher. Oder anders: Der Wert deiner finanzierten Immobilie und dein Einkommen sinken, während die Kreditsumme gleichbleibt. Bis heute kämpft die japanische Regierung im Übrigen immer wieder mit deflationären Tendenzen. Eine moderate Inflation als Puffer zur Deflation scheint vor diesem Hintergrund also gar nicht allzu verkehrt.

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