Mit unserem Blogbeitrag „Wie Banken helfen, die Klimaziele zu erreichen“ startete zu Beginn dieses Jahres unsere Themenreihe zu Sustainable Finance. Darin berichteten wir erstmals über die EU-Taxonomie sowie über den Beitrag der Bankenbranche bei der Umsetzung des europäischen „Grünen Deals“. Unseren nachfolgenden Blogartikeln konnten Sie bereits entnehmen, dass sich seitdem einiges getan hat. Angesichts des großen Interesses unserer Leser an der EU-Taxonomie und anlässlich der Veröffentlichung der beiden Entwürfe der „Platform on Sustainable Finance“ hinsichtlich der Erweiterung der Taxonomie um ökologische Ziele und einer „Sozialen Taxonomie“, wollen wir uns dem Klassifizierungssystem heute erneut widmen. Zunächst wollen wir jedoch einen Schritt zurückgehen und Revue passieren lassen, was uns die letzten Wochen gezeigt haben.
Klimakatastrophen sind nicht nur in ganz Europa, sondern auch in Deutschland angekommen. In anderen Regionen zerstören Waldbrände einzigartige Landschaften und zur gleichen Zeit fliegen zwei der reichsten Menschen der Erde als erste Zivilisten ins All. Warum ich das an dieser Stelle verknüpfe? Die Morningshows von NBS, ABS und CBS allokierten am 20. Juli 2021 zusammen mehr „on air”-Minuten zum Flug von Jeff Bezos ins All als dieselben Sendungen im gesamten Jahr 2020 über den Klimawandel berichteten. Selbstverständlich könnte man argumentieren, dass der Vergleich in vielen Punkten hinkt und Morningshows kein Bildungsfernsehen repräsentieren. Nichtsdestotrotz zeigt es aber den Fokus der Gesellschaft: Sensationen bringen Klicks, Einschaltquoten und Aufmerksamkeit. Der Klimawandel hingegen ist ein komplexes Phänomen, das negative Schlagzeilen erzeugt und aufgrund seines globalen Charakters beim Einzelnen schnell ein Gefühl der Ohnmacht erzeugt – zwei Dinge, mit denen wir seit Beginn der Pandemie ohnehin zur Genüge konfrontiert sind.
Aber warum? Warum werden Erfolge hin zu einer ökologisch und sozial nachhaltigeren Gesellschaft, Wirtschaft, und damit Erde nicht im gleichen Maße zelebriert wie der 11-minütige Ausflug eines Milliardärs ins All? Mich begeistert beispielsweise zu sehen, was die Nominierten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises für unseren Planeten tun und dass mit der DZ Bank auch ein Finanzinstitut unter den Nominierten ist. Solche Vorbilder zeigen, dass es möglich ist, positive Schlagzeilen zu schreiben und zwar für etwas, das unser aller Leben betrifft und beeinflusst.
Jeder Beitrag zählt! Welche Taten, Aktionen, Entwicklungen oder Handlungen hin zu einer nachhaltigeren Finanzbranche haben Sie in den letzten Monaten begeistert oder positiv gestimmt? Lassen Sie uns gemeinsam zeigen, dass sich auch in der Finanzbranche einiges bewegt und kommentieren Sie Ihre Eindrücke.
„Jeder Beitrag zählt!“ Genau dieser Kritik musste sich auch der 1. Entwurf der Taxonomie-Verordnung stellen. Hier wurde nur eine Unterteilung in grüne (einen Beitrag zu ökologischer Nachhaltigkeit leistende) und braune (einen signifikanten ökologischer Schaden für die Umwelt anrichtende) Aktivitäten vorgenommen. Diese sehr binäre Sicht spiegelt jedoch nicht die reale Wirtschaft ausreichend wider. Darüber hinaus werden Absichten der Transition zu einem ökologisch nachhaltigen Geschäftsmodell der Unternehmen durch die Taxonomie nicht unterstützt. Grund dafür ist, dass diese Unternehmen (noch) nicht die Kriterien erfüllen, um als grün eingestuft zu werden und es ihnen damit erschwert wird, Kapital zu beziehen und damit ihre guten Absichten voranzutreiben. Gerade, weil es bei der Transition oft daran liegt, dass die Technologie noch nicht so weit ist, kann dies einen großen Nachteil darstellen.
Doch das ändert sich jetzt: Die „Platform on Sustainable Finance“ hat ein Dokument veröffentlicht, welches mögliche Erweiterungen der aktuellen Taxonomie enthält und bis zum 27.08.2021 einer Konsultation unterzogen wird. Ein Kernpunkt dieses Entwurfes ist die Erweiterung der binären Einstufung auf ein Ampelsystem. Die Farbe Grün steht dabei unverändert für Aktivitäten, die einen signifikanten Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit tätigen. Neu ist die Farbe Gelb; diese kennzeichnet einen intermediären Beitrag und Rot steht für einen signifikanten Schaden zur ökologischen Nachhaltigkeit.
Box 1 beinhaltet in dem dargestellten Schaubild genau die Aktivitäten, die einen signifikanten Schaden verursachen und daher ausgeschlossen werden. Diese Aktivitäten können auch durch Technologie zukünftig nicht ökologisch nachhaltig werden.
Box 2 stellt die drei Ampelstufen in Gänze dar. Bekannt ist bereits die grüne Einstufung für Aktivitäten, die einen ökologisch nachhaltigen Beitrag leisten. Neu ist die Einstufung als gelb: Dies ist eine Art positives Label für Aktivitäten, die auf dem Weg hin zur grünen Klassifizierung sind, also keinen signifikanten Schaden auf die ökologische Nachhaltigkeit mehr anrichten, aber auch noch keinen Beitrag leisten. Beispielsweise Aktivitäten, bei denen die Technologie noch nicht so ausgereift ist, dass ein nachhaltiger Beitrag geleistet werden kann, wie z.B. beim Thema Wasserstoffantrieb.
Box 3 beinhaltet Aktivitäten, die das Potential haben, zukünftig in den „Delegated Act“ aufgenommen zu werden, da sie einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten können.
Damit bleibt nur Box 4, welche ebenfalls neu ist, und Aktivitäten beinhaltet, die weder einen Beitrag noch einen Schaden zur ökologischen Nachhaltigkeit leisten und damit nicht in der Taxonomie enthalten sind (NSI = No significant impact on enviromental sustainability).
Die Einteilung in vier Boxen soll es außerdem ermöglichen, nicht nur ökologisch nachhaltige Beiträge, sondern auch soziale Aktivitäten zu klassifizieren, die zukünftig in der Taxonomie integriert werden sollen. Damit greift die Plattform einen weiteren Kritikpunkt auf, dem sie sich stellen musste, und veröffentlichte darüber hinaus zeitgleich zur Erweiterung der „Ökologischen Taxonomie“ noch eine „Soziale Taxonomie“. Die „Soziale Taxonomie“ soll ebenfalls klären, was einen substanziellen sozialen Beitrag charakterisiert, wie Schaden verhindert werden kann und welche (wirtschaftlichen) Aktivitäten schädlich sind. Die Taxonomie soll daher auch für soziale Aktivitäten ein Instrument für Investoren sein, welches ihren Investitionsentscheidungen einen standardisierten Kriterienkatalog liefert, um Unternehmen in ihren Aktivitäten vergleichbar zu machen. Die „Soziale Taxonomie“ sieht dabei zwei Dimensionen vor:
Der Entwurf der „Sozialen Taxonomie“ ist ebenfalls in der Konsultationsphase und hat eine positive Resonanz bei NGOs hervorgerufen, die auf diese Erweiterung gewartet und gedrungen haben. Bedenken kommen allerdings auch auf, da es sich noch um einen sehr groben Entwurf handelt, der kein Reporting-Rahmenwerk absehbar macht und gerade zusätzlich zu CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation) noch mehr Aufwand hervorrufen wird. Dies zeigt uns, dass das Thema „Soziale Taxonomie“ noch nicht beendet ist, sondern gerade erst beginnt und wir uns zukünftig in einem weiteren Blogbeitrag noch näher mit diesem wichtigen Thema beschäftigen werden.
Wir sehen, dass die Weiterentwicklung der Taxonomie innerhalb kurzer Zeit nicht nur den ökologischen Teil beinhaltet, sondern darüber hinaus auch noch soziale Aspekte beleuchtet. Diese Weiterentwicklung vergrößert zwar den Umfang und Aufwand für Banken bei der Umsetzung der regulatorischen Anforderung, schafft aber vor allem eine wichtige Grundlage zur Beschleunigung der Nachhaltigkeitsaktivitäten der Finanzinstitute.
Wir freuen uns, Sie bei dieser Entwicklung weiter begleiten und unterstützen zu können, um noch mehr positive Schlagzeilen zu schreiben.
Wir freuen uns über Ihre direkte Kontaktaufnahme!