Im heutigen Blogbeitrag beleuchten wir die Grundlagen und die Entstehungsgeschichte von S/4HANA Finance in SAP S/4HANA. Bei S/4HANA handelt es sich – nach den Vorgängerversionen SAP R/2, SAP R/3 und SAP ERP - um die neueste Generation der Anwendungssuite von SAP. Das „S“ steht hierbei für Simple und weist auf die in S/4HANA umgesetzten Vereinfachungen hin.
Wir beginnen mit einem kurzen Abriss zur historischen Entstehung der Software, bevor anschließend die unterschiedlichen Anwendungen von S/4HANA Finance vorgestellt werden. Abschließend erfolgt eine Abgrenzung zu SAP Central Finance.
Ausgehend vom klassischen SAP ERP System, das auf einer traditionellen Datenbank ausgeführt wurde, gab es durch die Einführung neuer Technologien eine Reihe von funktionalen Änderungen und daraus folgend neue Versionen der SAP-Anwendung. Zu diesen neuen Technologien gehört die In-Memory Datenbank (IMDB) SAP HANA, die 2011 von SAP auf den Markt gebracht wurde. Die Besonderheiten der HANA DB haben wir bereits im Beitrag Begriffsdschungel HANA – Was leistet die HANA DB? erläutert
Von 2011 bis 2013 wurde SAP ERP mit einer traditionellen Datenbank und einer parallelen HANA-Datenbank betrieben. Vorteil dieser Lösung war, dass für bestimmte Transaktionen innerhalb von SAP ERP Beschleuniger zur Verfügung standen und gewisse Rechen- und Analyseaufgaben in der separaten HANA-Datenbank ausgeführt werden konnten.
2013 wurde dann die „SAP Business Suite on SAP HANA“ veröffentlicht. Zentraler Unterschied im Vergleich zur Vorgängerversion ist der Wechsel der traditionellen Datenbank hin zu einer SAP HANA Datenbank, um unter anderem die Performancevorteile der IMDB-Technologie nutzen zu können. Anpassungen an der Anwendungs- und Datenbanklogik erfolgten nicht. Mit dem Release von „SAP Simple Finance“ im Jahr 2014 wurde die Nutzung der SAP HANA Datenbank optimiert, indem eine verbesserte Tabellenlogik und Tabellenstruktur implementiert wurde. Hierbei wurde unter anderem die gemeinsame Tabelle für Controlling- und Finanz-Belege ACDOCA eingeführt. Erst durch die Einführung von SAP S/4HANA Finance im Jahr 2015 konnte das volle Potenzial der HANA Datenbank genutzt werden, da ein umfängliches ReDesign der Anwendung inkl. der Logik und Prozesse vorgenommen wurde. Die Optimierungen wurden auf das gesamte System ausgeweitet und betrafen nicht nur die Finanzstrukturen in SAP.
Die Komponente S/4HANA Finance besteht aus zwei unterschiedlichen Anwendungen, die zu Zeiten von SAP ERP in getrennten Modulen abgebildet wurden, nun aber aufgrund ihrer engen betriebswirtschaftlichen Verzahnung in der Anwendung S/4HANA Finance zusammengefasst sind. Hierbei handelt es sich um die Anwendungen SAP FI (Financial Accounting) und SAP CO (Controlling). Beide Anwendungen bestehen aus weiteren untergeordneten Anwendungen.
SAP FI ist die Anwendung für das externe Rechnungswesen von Unternehmen und umfasst sämtliche Geschäftsprozesse im Bereich Finanz- und Rechnungswesen. Der Schwerpunkt der FI-Anwendung liegt auf der Bereitstellung von Informationen für externe Adressaten bzw. Regulatoren. Hierunter fällt insbesondere die Erfüllung der Anforderungen an die Buchführung von Unternehmen sowie der Ausweis von steuerrechtlichen Gewinnen. Dies spiegelt sich in den Unterkomponenten von SAP FI wider. Die Anwendung besteht unter anderem aus den folgenden Unterkomponenten:
SAP CO ist die zweite Anwendung innerhalb von S/4HANA Finance und bildet die Geschäftsvorfälle des internen Rechnungswesens ab. Aufgabe des internen Rechnungswesens ist die Bereitstellung von Informationen primär für interne Adressaten, um auf Basis der Daten unternehmerische Entscheidungen zur Steuerung des Unternehmens treffen zu können. Dafür bietet SAP CO unterschiedliche Unterkomponenten:
In Zeiten von historisch gewachsenen IT-Landschaften und einer gestiegenen Zahl von Übernahmen stehen Unternehmen mit heterogener IT-Landschaft vor der komplexen Herausforderung, einen umfassenden Überblick über die Finanzbuchhaltung aller verbundenen Unternehmen und deren Systeme bereitzustellen. Bei den eingesetzten Systemen handelt es sich regelmäßig um eine Kombination aus SAP-Systemen und Non-SAP-Systemen. In der Praxis bedeutet dies, dass bei der Erstellung der Konzernberichte viele manuelle Tätigkeiten notwendig sind. Dies kann beispielsweise das manuelle Extrahieren und Einspielen von Daten per Excel-Files umfassen.
SAP bietet mit der Software SAP Central Finance eine Lösung für das beschriebene Problem. Ziel ist die Bereitstellung einer zentralen Berichtsebene, um die Daten aus den unterschiedlichen Quellsystemen zu konsolidieren. Dafür wird in der Praxis ein Parallelsystem mit SAP Central Finance aufgebaut, das die Einzelbelege der unterschiedlichen Quellsysteme bündelt und konsolidiert. Für die Umsetzung des Konzepts ist es notwendig, das aus SAP S/4HANA Finance bekannte Customizing auch in SAP Central Finance durchzuführen. Zusätzlich dazu muss im Customizing ein Mapping angelegt werden, um sicherzustellen, dass abweichende Organisationsstrukturen korrekt aufgelöst und zugeordnet werden. Gleichzeitig ist die Nutzung des SAP Landscape Transformation Replication Server notwendig, um die Belege aus den Quellsystemen in das Zielsystem zu replizieren. Die Replikation führt zu einer Neuanlage der Belege in SAP Central Finance und ermöglicht eine Rückverfolgbarkeit zum Ursprungsbeleg im Quellsystem.
Neben den Vorteilen von SAP Central Finance muss jedoch erwähnt werden, dass der Preis für den Aufbau eines weiteren Systems nicht unterschätzt werden darf. Es gilt unter anderem, Lizenzgebühren, Hardwarekosten und Wartungskosten zu berücksichtigen.
Der zentrale Unterschied zwischen S/4HANA Finance und SAP Central Finance besteht darin, dass S/4HANA Finance die zentrale Finanzbuchhaltung eines Unternehmens abbildet, während durch SAP Central Finance eine zusätzliche Berichtsebene zur Erzeugung konsolidierter Berichte bereitgestellt wird. Beide Anwendungen haben ihre Berechtigung, sowie Stärken und Schwächen.
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