Die europäischen Aufsichtsbehörden waren während der Sommermonate nicht untätig und haben einige interessante Veröffentlichungen herausgegeben. Im heutigen Teil des movisco Reporting Updates gehen wir auf die relevantesten EBA-Publikationen der vergangenen Monate ein.
Nachdem wir im letzten Update zum Entwurf der 2025 Stresstest-Methologie und das Offenlegungsrahmenwert der dritten Säule berichteten, werden wir uns in diesem Artikel über den Jahresbericht 2023 des Joint Comitee (JC) und die Bedeutung von CRR3/CRD6 für die europäische Bankenlandschaft berichten.
Der Jahresbericht 2023 des Joint Committee (JC) der europäischen Aufsichtsbehörden markiert wichtige regulatorische Entwicklungen, die Banken im Blick haben sollten. Unter der Leitung der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) lag der Fokus auf sektorübergreifenden Themen wie Risikoüberwachung, nachhaltigen Finanzen, digitaler Resilienz und Verbraucherschutz. Für Banken sind diese Themen entscheidend, um die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen und wettbewerbsfähig zu bleiben.
1. Risiken richtig managen
2023 veröffentlichte das JC zwei gemeinsame Risikoberichte, die auf zunehmende geopolitische Unsicherheiten hinwiesen. Für Banken sind vor allem Zins-, Kredit- und Liquiditätsrisiken von Bedeutung, die das JC als besonders kritisch identifiziert hat. Angesichts der Unsicherheiten im globalen Bankensektor ist es für Finanzinstitute unerlässlich, ihre Risikomanagementstrategien zu optimieren. Eine robuste Kapitalverteilung und frühzeitige Maßnahmen zur Überwachung von Zinsänderungen sind entscheidend, um langfristig stabil zu bleiben.
2. Nachhaltige Finanzen – Transparenz als Schlüssel
Nachhaltigkeit bleibt ein zentraler Fokus der europäischen Regulierungsbehörden. Die Überarbeitung der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) erfordert von Banken, ihre Berichterstattung zu erweitern. Die Offenlegung von ESG-Risiken und deren Integration in die Risikobewertung bieten nicht nur regulatorische Compliance, sondern auch einen Wettbewerbsvorteil im Bereich nachhaltiger Investitionen. Dies erfordert eine strategische Anpassung in der internen Risikosteuerung und den Kundenportfolios.
3. Digitale Resilienz – Vorbereitet auf neue Bedrohungen
Die Umsetzung des Digital Operational Resilience Act (DORA) ist für Banken von entscheidender Bedeutung, um ihre IT-Infrastrukturen widerstandsfähig gegen Cyberbedrohungen zu machen. Dies umfasst das Risikomanagement für IKT-Drittanbieter, die Meldepflichten für IT-Vorfälle und die Einführung strengerer Tests für die digitale Resilienz. Banken müssen ihre IT-Sicherheit strategisch verstärken, um regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und Vertrauen bei den Kunden zu sichern.
4. Verbraucherschutz und Innovation – Eine Gratwanderung
Das JC legte 2023 besonderes Augenmerk auf Verbraucherschutz und die wachsenden Risiken im Zusammenhang mit FinTech-Innovationen. Die Förderung von Finanzbildung und die Sensibilisierung für digitale Risiken, einschließlich Cyberkriminalität und Betrug, sind wesentliche Aspekte. Banken sollten hier proaktiv agieren, um das Vertrauen der Verbraucher zu stärken und gleichzeitig innovative Produkte sicher und regelkonform zu gestalten.
Am 19. Juni 2024 wurden die überarbeiteten regulatorischen Anforderungen der Kapitaladäquanzverordnung (CRR3) und der Kapitaladäquanzrichtlinie (CRD6) im Amtsblatt der Europäischen Union veröffentlicht. Diese Neuerungen setzen die finalen Basel-III-Reformen um und haben weitreichende Auswirkungen auf die Risikokontrolle und das aufsichtsrechtliche Berichtswesen von Kreditinstituten in Europa. Banken stehen nun vor der Herausforderung, ihre Prozesse an die neuen Anforderungen anzupassen, um die Änderungen fristgerecht umzusetzen.
Hintergrund und neue regulatorische Anforderungen
Diese neuen Vorschriften treten am 1. Januar 2025 in Kraft, nachdem eine politische Einigung zwischen dem Rat der Europäischen Union und dem Europäischen Parlament erzielt wurde. Ziel der Reformen ist es, das Bankensystem widerstandsfähiger gegenüber wirtschaftlichen Schocks zu machen, indem die Basel III-Vorgaben in europäisches Recht übertragen werden.
Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) hat im Dezember 2023 eine Roadmap veröffentlicht, die den Fahrplan für die Umsetzung der neuen Vorgaben skizziert. Diese folgt einem zweistufigen Ansatz: In der ersten Phase werden die Basel III-bezogenen Anforderungen priorisiert, während in der zweiten Phase weitere Berichts- und Offenlegungspflichten umgesetzt werden, die nicht direkt mit Basel III in Zusammenhang stehen.
Wichtige Änderungen in der Berichterstattung
Die EBA hat im Juli 2024 ihren Final Report zu den Implementing Technical Standards (ITS) veröffentlicht. Diese technischen Standards legen fest, wie Banken in der EU ihre aufsichtsrechtlichen Berichte übermitteln müssen. Die wesentlichen Änderungen umfassen:
Herausforderungen bei der Umsetzung
Eine der größten Herausforderungen für Banken ist der enge Zeitrahmen. Die neuen Berichtsanforderungen gelten offiziell ab dem 1. Januar 2025, wobei der erste Berichtszeitpunkt auf den 31. März 2025 festgelegt wurde. Aufgrund von Bedenken aus der Branche wurde die Frist für die Einreichung der Berichte auf Ende Juni 2025 verlängert, um den Banken mehr Zeit für die Anpassung zu geben.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einführung eines neuen Data Point Models (DPM), der XBRL-Taxonomie und spezifischer Validierungsregeln durch die EBA. Diese technischen Hilfsmittel sollen die Umsetzung der neuen Berichtsanforderungen erleichtern und sicherstellen, dass alle relevanten Daten effizient und korrekt an die Aufsichtsbehörden übermittelt werden.
Zukunftsausblick und nächste Schritte
Die neuen Anforderungen an die aufsichtsrechtliche Berichterstattung sind eng mit den Offenlegungspflichten nach Basel III verknüpft. Diese Harmonisierung zwischen Berichts- und Offenlegungspflichten wird es Banken erleichtern, ihre regulatorischen Verpflichtungen zu erfüllen und gleichzeitig den Aufsichtsbehörden ein besseres Bild ihrer Risikoprofile zu vermitteln.
Nach der Veröffentlichung des finalen Berichts wird die EBA die finalen technischen Standards (ITS) an die Europäische Kommission übermitteln, um sicherzustellen, dass die neuen Anforderungen pünktlich umgesetzt werden. Ab dem 1. Januar 2025 müssen alle Banken ihre Berichte gemäß den neuen Vorschriften einreichen.
Für Banken ist es nun entscheidend, rechtzeitig mit den notwendigen Anpassungen zu beginnen, um die neuen Meldepflichten fristgerecht zu erfüllen. Durch die Harmonisierung der Berichts- und Offenlegungsanforderungen schafft die EBA ein System, das die Stabilität und Transparenz im europäischen Bankensektor langfristig stärkt.
Die jüngsten Veröffentlichungen des Joint Committee und der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde (EBA) verdeutlichen den erheblichen Wandel, dem sich Banken in der EU stellen müssen. Die neuen Anforderungen aus dem Jahresbericht des Joint Committee 2023 sowie die regulatorischen Anpassungen durch CRR3/CRD6 unterstreichen, wie entscheidend ein umfassendes Risikomanagement und die Nachhaltigkeit für die Zukunft der Finanzinstitute sind.
Während die Banken ihre digitale Resilienz stärken und Verbraucherschutz-Initiativen fördern müssen, erfordert die Umsetzung der Basel III-Reformen eine noch präzisere Berichterstattung zu Kreditrisiken, Krypto-Assets und operationellen Risiken. Vor allem der enge Zeitrahmen für die Umsetzung stellt eine Herausforderung dar.
Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, sollten Banken frühzeitig ihre internen Prozesse und Systeme anpassen. Die Harmonisierung der Berichts- und Offenlegungspflichten zielt nicht nur darauf ab, den europäischen Bankensektor widerstandsfähiger zu machen, sondern schafft auch eine Grundlage für mehr Transparenz und Vergleichbarkeit. Langfristig sichern diese Maßnahmen die Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Bankenlandschaft.
Die movisco AG hat sich bereits mit diesen Themen ausführlich befasst – sprechen Sie uns daher gerne an.
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