„Nicht ist so beständig wie der Wandel“ hieß es schon ein paar hundert Jahre vor Christus. Der Satz von Heraklit hat auch in unserer Zeit, eigentlich egal worum es geht, weiter Gültigkeit. Die Hamburger Bankaufsicht-Tage, die durch das Finanz Colloqium Heidelberg veranstaltet werden, zeigten auch im 16. Jahr in der Hafenstadt, dass dieses Motto auch für die Finanzwelt weiterhin repräsentativ ist.
Bei den Bankenaufsicht-Tagen in Hamburg treffen jährlich Vertreter der EBA, BaFin und Bundesbank sowie erfahrene Bankpraktiker aus den Instituten zusammen, um die wesentlichen Entwicklungen in den Banken und Neuerungen des Aufsichtsrechts zu präsentieren und zu diskutieren.
Den Vortragsanfang machte Bernd Rummel von der European Banking Authority mit dem Thema „Diversity & Gender Pay Gap – Aktueller Stand, aufsichtliche Vorgaben, Strategien und Herausforderungen“.
Die CRD und EBA-Leitlinien nehmen auch die Finanzinstitute bei den Themen Diversität und geschlechterneutraler Vergütung in die Pflicht. Dabei ist das Anliegen nicht neu: Die CRD IV gibt es bereits seit 2013. Jedoch zeigte Herr Rummel in seinem Vortrag auf, dass viele Banken sowohl in der Diversität als auch in der Vergütung noch nicht am Ziel angekommen sind. So sind bisher nicht mal jede fünfte Position eines „Executive Directors“ in den Banken mit Frauen besetzt und Frauen erhalten im Durchschnitt etwa 10% weniger Gehalt als Männer in der gleichen Position. Die EBA hatte hierzu über 600 Kreditinstitute befragt. Dabei muss sich auch die EBA selbst der „Gender Balance“ stellen und informierte über Fortschritte bei der Gleichberechtigung in den Leitungsfunktionen.
Im Publikum wurde im Anschluss kontrovers diskutiert, weniger über die Berechtigung des Themas an sich, sondern über die „weitere“ Regulierung der Banken auch im Vergleich zu anderen Branchen und Wirtschaftszweigen.
Auch die movisco AG stellt sich dem Thema „Diversität und Gleichberechtigung“.
Im Blogbeitrag von Christian Behrens „Warum wir keine Obstkörbe haben – aber echte Wertschätzung“ zeigen wir unsere Idee, wie es gehen kann.
Den Vormittag beschloss Prof. Dr. Svend Reuse, sozusagen ein Stammreferent bei den Bankenaufsicht-Tagen, mit seinem Vortrag über die „Zinsänderungsrisiken im Spannungsfeld von Zinsanstieg und neuen aufsichtlichen Vorgaben“.
Wurde bei der Tagung im Jahr 2019 noch über die Ergebnisse der Niedrigzinsumfeld-Umfrage der Aufsicht diskutiert, ging es in diesem Vortrag zuerst um den Umgang mit der neuen Realität: (Stark) steigende Zinsen, eine inverse Zinskurve und ein neuer (alter) Kampf auf der Passivseite der Bilanz. Im Konsens entstehen für die meisten Banken hierdurch eher Chancen, der „Kampf“ auf der Passivseite muss aber mit Sinn und Verstand geführt werden. Der Ausblick auf die sich ändernden aufsichtsrechtlichen Anforderungen in den nächsten Jahren zeigte dann - wen überrascht es noch - es wird noch komplexer. Herauszuheben sind u.a. die grundsätzliche Regelung der Credit-Spread-Risiken im Anlagebuch (CSRBB) analog zu den bestehenden Regelungen zu den IRRBB (Zinsänderungsrisiken im Bankbuch) sowie zahlreiche Neuerungen im Meldewesen, hier als Beispiel die Neuaufnahme der Cashflows.
Die movisco AG behandelt in ihren Blog-Beiträgen zahlreiche aktuelle Themen der Aufsicht (z.B. MaRisk-Novelle die 7. von Anton Schröter oder Bankenstresstests 2023 von Tim Sutterer) und bringt sich laufend auf den aktuellen Stand der Regulierer.
Nach der Mittagspause und dem breiten Austausch zwischen den Tagungsteilnehmern, gaben Herr Jens Obermöller als Leiter der Gruppe IT-Aufsicht der BaFin und Herr Mike Bona-Stecki, Leiter Informationssicherheitsmanagement und BCM, einen Einblick in den „Digital Operational Resilience Act“, kurz DORA.
DORA soll ab 2025 der zunehmenden Gefahr von Cyberbedrohungen im Finanzsektor entgegentreten und nimmt dabei insbesondere den Umgang der Finanzinstitute mit Drittanbietern sowie die Betriebsstabilität des gesamten Finanzsystems im Falle einer schwerwiegenden Störung in den Fokus. Weitere Schwerpunkte sind das Vorfallmeldewesen sowie das allgemeine Risikomanagement der Informations- und Kommunikationstechnik der Banken.
Im Kern kennen die Banken über die MaRisk in Verbindung mit den BAIT bereits die meisten Anforderungen. DORA konkretisiert jedoch weiter, der Umgang mit Drittanbietern könnte größere Aufwände für die Banken bedeuten.
Die Berater:innen der movisco AG verfügen über eine ausgewiesene Expertise um Umgang mit den Risiken im Umfeld der Informations- und Kommunikationstechnik in Banken. Thomas Arnsberg und Stefan Bachinger“ haben an dem Arbeitsbuch „Neue BAIT – Neuerungen aufsichtskonform umsetzen“ (ISBN 978-3-95725-988-2) der Finanz Colloquium Heidelberg Gruppe (FCH) aktiv mitgewirkt und beraten ihre Kunden u.a. zu den Themen „Anwendungsentwicklung und IT-Projektmanagement“
Zum Abschluss des ersten Tagungstages informierte Burkhard Balz, Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank, über „Vision eines europäischen Zahlungsverkehrsmarktes – Lösungsansatz Digitaler Euro?“. Zugegeben: Im Land des Bargeldes Deutschland ein heikles Thema, das aber auch bei den Banken ein positives Echo erzeugt, wobei noch nicht alle Fragen und Risiken aus Sicht der Finanzinstitute geklärt sind. Die EZB ist daran interessiert, die Experten im Zahlungsverkehr mit einzubinden und arbeitet mit verschiedenen Anbietern an Lösungen.
Ein Diskussionspunkt unter den Teilnehmern im Anschluss waren die zu erwartenden sinkenden Erträge der Kreditwirtschaft bei der Einführung einer digitalen Währung.
Der Umgang mit digitalen Währungen beschäftigt auch die Berater:innen der movisco AG. Leonid Majer verfasste als Krypto-Experte der movisco AG einen Blog zum Thema MiCA und den Auswirkungen auf die Finanzbranche.
www.movisco.de/blog/mica-markets-in-crypto-assets-regulation-chance-oder-risiko-fuer-banken
Zum Auftakt des zweiten Tages informierte Nico Burger, Bankgeschäftlicher Prüfer bei der Deutschen Bundesbank, über die „Baustellen bei Neuausrichtung der Risikotragfähigkeit: Erste Erfahrungen aus 44er Prüfungen“.
Kernthemen seines Vortrags waren Prüfungsschwerpunkte in der Risikoinventur, der normativen sowie ökonomischen Perspektive. Einige Jahre nach Einführung des neuen Leitfadens zur Risikotragfähigkeit, haben die Banken die ersten 44er-Prüfungen über sich ergehen lassen müssen.
Interessant wurden die Ausführungen zu den Adversen Stresstests, die selbstverständlich alle wesentlichen Risikoarten des jeweiligen Finanzinstituts berücksichtigen müssen und dabei auch die Plausibilität der Szenarien und deren Annahmen sowie mögliche Gegenmaßnahmen im Blick haben müssen.
Einer der Beratungsschwerpunkte der movisco AG ist Risikotragfähigkeit/ICAAP/ILAAP. Anton Schröter berät seine Kunden in diesem Themenfeld und hat einen Blog zum Thema „ILAAP/ICAAP – Der interne Risikoprozess der Bankenwelt“ verfasst.
Im Anschluss folgte ein „Streitgespräch“ zum Thema Berücksichtigung von ESG-Risiken nach MaRisk zwischen Herrn Michael Endmann, Direktor Gesamtbanksteuerung der Stadtsparkasse München, und Herrn Dominik Leichinger, Prüfungsleiter bei der Deutschen Bundesbank.
Nach einer grundsätzlichen Einführung in die „ESG-Risiken“ durch Herrn Leichinger folgte eine Bewertung aus Sicht eines Bankpraktikers aus dem Bereich der Steuerung, der u.a. zwei Kernprobleme in den Fokus stellte: Die ambitionierte Erwartungshaltung der Aufsicht bzw. Politik an die Kreditinstitute im Sinne der „Hebelwirkung“ bei der Steuerung der Investitionen hinein in „grüne“ Investitionen und die (noch) nicht ausreichende Datenlage bei der Messung und Bewertung der Klimarisiken.
Diskutiert wurde im Anschluss dann auch weniger die Notwendigkeit eines „Umdenkens“ als die Ausgestaltung der regulatorischen Anforderungen.
Die movisco AG beteiligt sich aktiv an der Umsetzung des „Green Deals“ der EU und berät ihre Kunden im Bereich der ESG-Risiken. Die Berater:innen halten in einer Vielzahl von Blog-Beiträgen zu diesem Thema auf dem Laufenden.
Die erkenntnisreiche Tagung fand ihren Abschluss mit dem Vortrag von Dr. Daniel Baumgarten, Abteilungsleiter Risk Governance der Sparkasse KölnBonn, zum Thema „Neue Herausforderungen in der Sanierungs und Abwicklungsplanung von Banken“.
Kern des Vortrages waren die „7 Dimensionen bei der Sanierung & Abwicklung“, die beschreiben, wie sich ein Institut im Falle der Sanierung/Abwicklung bei den vorgegebenen Aspekten „Separierung und Restrukturierung“, „Governance“, „Kommunikation“, „Informationssysteme und Datenanforderungen“, „Verlustabsorptions- und Rekapitalisierungsfähigkeiten“, „Liquidität und Funding in der Abwicklung“ und „Operationelle Kontinuität und Zugang zu FMIs“ zu verhalten hat. Die Kreditinstitute haben zu diesen Aspekten bspw. Playbooks (Maßnahmenpläne) und vorausgefüllte Templates zu entwickeln und bereitzuhalten, um im Fall der Fälle sofort und geordnet vorgehen zu können.
Die movisco AG erarbeitet mit ihren Kunden Maßnahmen zu dem Aspekt „Informationssysteme und Datenanforderungen“ und verfügt hier über eine breite Expertise und weiß worauf es bei IT-Projekten ankommt. Tim Sutterer informiert über Tipps in seinem Blog „Wie Banken für ihre IT-Projekte das passende Beratungshaus finden“
Die Hamburger Bankenaufsicht-Tage des Finanz Colloqiums Heidelberg verbinden Theorie und Praxis in der Bankenaufsicht und bringen Expert:innen der Bankenbranche zusammen. Das jährliche Update zu den zukünftigen Herausforderungen der Bankenwelt ist und bleibt ein fester Termin im Kalender der movisco AG.
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