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Bankenstresstest 2023 – ein Tauchgang zur Entdeckung neuer Zinshochs und den tragenden Säulen unter Stress

Wie in unserem Blogbeitrag zum Stresstest vom 08.04.2022 beschrieben, wird der sogenannte Bankenstresstest mittlerweile im zwei-jährlichen Turnus von den Aufsichtsbehörden EBA und EZB durchgeführt. Lassen Sie uns zusammen in die Welt des diesjährigen Bankenstresstests eintauchen und gemeinsam die folgenden Riffe des Stresstests genauer mittels dreier Tauchgänge erkunden (einen „Open water Tauchschein“ benötigen Sie dafür freilich nicht):

  1. Teilnehmer & Ziele
  2. Annahmen und Szenarien 2023
  3. Ergebnisse 2023

Teilnehmer, Ziele & Basics

Unser erster Tauchgang führt uns zu den ersten Ausblicken unter Wasser: teilnehmende Institute, Ziele & Basiswissen

Im EU-weiten Stresstest wird seitens der EBA und der EZB ausgehend von (Jahresabschluss-) Daten vom 31.12.2022 untersucht, wie sich die Eigenkapitalposition einer Bank über die nächsten drei Jahre bis Ende 2025 unter einheitlichen Szenarien der Aufsicht entwickelt: Hierzu wird seitens der EBA ein Basisszenario und ein adverses Szenario entwickelt und einheitlich für alle teilnehmenden Institute vorgegeben. Dazu jedoch mehr im zweiten Tauchgang.

Der Stresstest bietet daher sämtlichen Marktteilnehmern ein gemeinsames und weitestgehend einheitliches Rahmenwerk, mit dem untersucht und bewertet werden kann, wie widerstandsfähig EU-Banken gegenüber länderspezifischen wirtschaftlichen Schocks sind.

Ziel des Stresstests ist es daher mit Hilfe der Offenlegung der Ergebnisse, die Marktdisziplin aller teilnehmenden Institute zu stärken.

Dies führt uns weiter auf unserem ersten Tauchgang zur Ermittlung der teilnehmenden Institute: Die EBA will in etwa 75% aller Aktiva der Banken im Euroraum abdecken und dem Stresstest unterziehen. Unter der zusätzlichen Prämisse, dass die Aktiva mehr als 30 Mrd EUR betragen müssen, verbleiben 70 Institute, wovon 57 im Eurowährungsraum beheimatet sind. Für Banken, die in der Stichprobe der EBA enthalten sind, führt die EZB parallel dazu selbst den sogenannten SSM-Stresstest durch: 42 Institute im Jahre 2023 sind hiervon betroffen. In Deutschland sind insgesamt 22 Banken zur Teilnahme eingeladen (8 davon als Teilnehmende des EZB Stresstests), darunter: Deutsche Bank, Commerzbank, DZ Bank – um auch nur die Größten zu nennen. Siehe auch

Zum Schluss noch ein paar Details zur Veröffentlichung:

Über diejenigen Kreditinstitute aus der EBA-Stichprobe werden detaillierte, institutsspezifische Ergebnisse veröffentlicht, wohingegen über Banken aus dem SSM-Stresstest lediglich und weitestgehend aggregierte Information publiziert werden.

Annahmen und Szenarien 2023

Bei unserem zweiten Tauchgang begegnen wir den Basisszenarien und adversen Szenarien:

Die Parameter des Basisszenarios berücksichtigen Prognosedaten zur wirtschaftlichen Entwicklung der einzelnen Nationalbanken.

Beim adversen Szenario hingegen ist das European Systemic Risk Board (ESRM) in leitender Position zur Entwicklung von Stressszenarien tätig und wird dabei von der EBA und der EZB unterstützt. Folgende Eckpunkte sind wesentliche Treiber:

  • Verschärfung der geopolitischen Spannungen
  • Steigende Rohstoffpreise
  • Wiedereinsetzende Pandemie (Rückgang BIP um 6% im Simulationszeitraum)
  • Zinsanstieg
  • Fallende Preise für Wohn- (21%) und Gewerbeimmobilien (29%)

Hierbei entdecken wir auf unseren Unterwasserausflug als eins der vielen Highlights:

eine 1-Jahres USD-Swap-rate i.H.v. 7,36% für das Jahr 2023 (wo diese aktuell (Stand 5.8.2023) bei 5,86% steht).

Ergebnisse 2023 & Berücksichtigung im SREP

Unser dritter und finaler Tauchgang führt uns schließlich zu den Ergebnissen im Jahre 2023 und deren Konsequenzen für Kreditinstitute.

Vorab: Beim EBA-Stresstest 2023 existiert weder ein „Bestanden“ noch ein „Nicht Bestanden“.

Beginnen wir also mit der faszinierenden Unterwasserwelt der Konsequenzen der Ergebnisse und deren Auswirkungen auf den SREP (Supervisory Review & Evaluation Process) – quantitativer und qualitativer Natur:

Selbst wenn ein teilnehmendes Kreditinstitut auch eine noch so große Lücke, d.h. Rückgang der CET1-Quote (Common Equity Tier 1, also dem harten Kernkapital), im adversen Szenario aufweist, geht es also in keinem Fall um das „Bestehen“.

Vielmehr werden die quantitativen Ergebnisse als Ausgangspunkt zur Festlegung des P2G-Werts („Pillar 2 guidance“) im SREP herangezogen, in dem ggf. seitens der zuständigen JSTs (Joint Supervisory Teams) geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um eine adäquate Steuerung der Risiken zu gewährleisten. Konkret wird jeder Bank ein Startwert für den P2G-Wert vorgegeben, grundsätzlich gilt jedoch: Je höher der Rückgang im harten Kernkapital durch den Stresstest, desto höher der Startwert für den P2G-Wert.

In Kürze: Die Aufsicht kann einen zusätzlichen „Aufschlag“ zum harten Kernkapital im Rahmen des „P2G Aufschlags“ von den Banken erwarten, wenn der Rückgang des Kernkapitals im adversen Szenario des Stresstests sehr hoch ausfällt.

Auch qualitative Ergebnisse aus dem Stresstest werden im SREP 2023 berücksichtigt:

Qualitativ fließen Faktoren wie bspw. „die Fähigkeit, Datenanforderungen zu erfüllen“ oder die „Reaktionsfähigkeit im Rahmen der Qualitätssicherungszyklen“ in die Beurteilung der internen Governance und des Risikomanagements im Allgemeinen als Teil des SREP ein. Auch hierdurch kann es zu temporären Eigenkapitalaufschlägen kommen.

Also absolutes Highlight unserer Tauchgänge warten nun noch die Ergebnisse, also die CET1-Rückgänge, auf uns – für alle Kreditinstitute in der EBA-Stichprobe aggregiert sowie für deutschen Banken hieraus:

  CET1 Rückgang (bps) 2023 (adverse) CET1 Rückgang (bps) 2024 (adverse) CET1 Rückgang (bps) 2025 (adverse)
Alle 70 Banken in der EBA Stichprobe -381.5 -428.5 -459.3
Alle 14 deutschen Banken in der EBA-Stichprobe -483.8 -533.8 -576.7

 

Das mittelmäßige Abschneiden der Deutschen Institute ist auf die heute schon eher dünnen Kapitalausstattung zurückzuführen und wahrscheinlich auf die traditionell lange Zinsbindung hierzulande.

Auch gewerbliche Immobilienfinanzierer sind mächtig unter die Räder gekommen (hier seien die NordLB und die Aareal namentlich erwähnt): Die sinkenden Immobilienpreise und die lange Zinsbindung des adversen Szenarios scheinen auch hier maßgeblich zu sein.

Insbesondere die DZ Bank hat ein ziemlich beängstigendes Resultat eingefahren:Im adversen Szenario erfährt sie im Jahr 2024 einen Rückgang um 561bps, was zu einer CET1-Ratio von 7,91% und im Jahr 2025 gar zu einer Ratio von 7,00% führt.

In ihrem Abschlussbericht schlägt die EBA jedoch grundsätzlich moderate Töne an:

„Die Ergebnisse des Stresstests deuten darauf hin, dass Banken die Übung im Durchschnitt im adversen Szenario mit einer harten Kernkapitalquote (CET1) von über 10 % und sie zeigen, dass die Banken die Wirtschaft auch in Zeiten großer Belastung zu stützen können. Die aktuelle Unsicherheit im makroökonomischen Umfeld zeigt, wie wichtig und notwendig es ist, wachsam zu bleiben und dass Aufsichtsbehörden und Banken auf eine mögliche Verschlechterung der aktuellen Wirtschaftslage vorbereitet sein müssen.“ Letzteres ist wohl an die deutschen Institute gerichtet.

TIPP:

Selbstverständlich haben Sie für diese Lektüre keinen Tauchschein gebraucht, wenn Sie jedoch aktiv in den Ozeanen dieses Planeten tauchen gehen, sollten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit einen Tauchschein besitzen. Sonst wird dies zu Ihrem persönlichen Stresstest…..


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Susanne Jung

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