Wie im movisco-Blogbeitrag zum Stresstest vom 08.04.2022 beschrieben, wird der sogenannte Bankenstresstest mittlerweile im zwei-jährlichen Turnus von den Aufsichtsbehörden EBA und EZB durchgeführt.
Auch im Jahr 2025 steht wieder ein von der EBA geleiteter und durchgeführter Bankenstresstest auf der Agenda vieler Banken in Europa. In diesem kurzen Beitrag sollen
kurz und bündig beleuchtet werden.
Das Ziel des EU-weiten Stresstests besteht darin, Aufsichtsbehörden, Banken und anderen Marktteilnehmern einen gemeinsamen Analyserahmen zur Verfügung zu stellen, um die Widerstandsfähigkeit der EU-Banken und des EU-Bankensystems gegenüber Schocks konsistent zu vergleichen und zu bewerten und die Kapitaldecke der teilnehmenden Banken zu verifizieren. Die Übung basiert auf einer gemeinsamen Methodik, intern konsistenten und relevanten Szenarien und einer Reihe von Templates, die Ausgangsdaten und Stresstestergebnisse erfassen, um eine strenge und umfassende Bewertung der teilnehmenden Kreditinstitute zu ermöglichen. Die finale Methodik ist nun im November 2024 veröffentlicht worden.
Der EU-weite Stresstest wird anhand einer Stichprobe von Banken durchgeführt, die rund 75 % des Bankensektors im Euroraum, in allen EU-Mitgliedstaaten außerhalb des Euroraums und in Norwegen abdecken, ausgedrückt in Teilen der gesamten konsolidierten Bilanzsumme zum Ende 2023. Da der EU-weite Stresstest auf der höchsten Konsolidierungsebene durchgeführt wird, wird eine geringere Repräsentativität für Länder mit einer breiten Präsenz von Tochtergesellschaften nicht inländischer EU-Banken akzeptiert.
Um in die Stichprobe aufgenommen zu werden, müssen Banken über mindestens 30 Mrd. EUR Bilanzsumme verfügen. Ungeachtet des Mindestschwellenwerts können die zuständigen Behörden (im Falle Deutschlands: die Bundesbank) nach eigenem Ermessen die Aufnahme weiterer Institute einfordern.
Banken mit einer Bilanzsumme von unter 50 Mrd. EUR können Vereinfachungen aufgrund der Verhältnismäßigkeit anwenden. Diese Vereinfachungen beziehen sich im Wesentlichen auf die Bereiche „Credit Risk“ und „Net Interest Income“, bei denen sich der Umfang der zu berichtenden Aufteilungen nach Ländern und Währungen erheblich reduziert.
Es kann auch von einer Teilnahme am diesjährigen Stresstest abgesehen werden, wenn Kreditinstitute an einer Fusion teilnehmen oder von einer anderen Bank übernommen werden, sofern diese Kapitalmaßnahme vor Beginn dieser Übung bestätigt wird und erhebliche Auswirkungen auf die Bilanzstruktur oder das Geschäft der Bank hat. Solche Ausschlüsse werden vom EBA-Board genehmigt und offengelegt.
Bereits im Juli 2024 sind der erste Draft für Methodik sowie die Templates und die voraussichtlich teilnehmenden Kreditinstitute veröffentlicht worden. Dann folgte im November die Veröffentlichung der finalen Methodik. Ende Januar 2025 werden dann die makroökonomischen Szenarien sowie die finalen Templates publiziert.
Mitte / Ende Februar ist dann ist „ADC“ (Advanced Data Collection), also die Ausgangsdaten, auf denen basierend die Stressszenarien gerechnet werden. Die drei FDCs (Full Data Collections), die Ausgangsdaten und die Ergebnisse aus den Simulationen, sind ab Anfang März und im Abstand weniger Wochen einzuliefern.
Auf einen Blick:
Um diesen Blogartikel nicht zu überfrachten, beschränken wir uns hier auf die Veränderungen hinsichtlich „Credit Risk“ und „NII (Net Interest Income)“.
Die Anwendung von CRR3 stellt die wichtigste Änderung im Kreditrisiko dar. Die Angaben zur Risikovorsorge und zu den RWA sind sowohl in den Ausgangsdaten als auch in den Stressszenarien gemäß den Anforderungen der CRR3 anzugeben. Bei der RWA-Berechnung hat CRR3 mit seinen Kreditrisikokomponenten, wie beispielsweise der Anpassung der Risikogewichte im KSA, direkten Einfluss auf das Ergebnis. Insbesondere der neu eingeführte Output-Floor bedeutet für IRB-Institute einen zusätzlichen operativen Aufwand, da die RWA auch für IRB-Portfolios gemäß KSA simuliert und in einer separaten Vorlage erfasst werden müssen. Diese Produktionsuntergrenze kann einen wesentlichen Einfluss auf die Erträge der IRB-Institute in der RWA-Simulation haben. Zusätzlich zur Anwendung von CRR3 wird auch die Vorlage für notleidende Kredite um die zu meldenden Forbearance-Informationen erweitert. Darüber hinaus präzisiert die EBA die Anforderungen an die Projektion der Risikovorsorge auf Ebene der Wirtschaftssektoren – insbesondere geht es um die Ausgestaltung eines Verlustverteilungsansatzes bei fehlenden sektorspezifischen Kreditrisikomodellen.
Übersicht Credit Risk:
Dem stetigen Trend zur Standardisierung folgend, wird nun ein zentraler Ansatz für Prognosen durch die Aufsichtsbehörde im NII bereitgestellt. Eine Umsetzung ist in den veröffentlichten Entwürfen noch nicht vorgesehen, methodisch wird diese jedoch aus den Formeln zur intertemporalen Konsistenz abgeleitet, die seit 2020 einzuhalten sind. Einzig verblieben sind die Margins von Derivaten, also diejenige Rate, die sich aus der Differenz von Effektivzins und risikolosem Referenzzins ergibt: Hier können Banken nach wie vor eigene Prognosen erstellen. Des Weiteren werden bspw. Förderkredite nun gesondert ausgewiesen und simuliert, um die einseitige Auswirkung des idiosynkratischen Schocks auf die gegenüberstehenden Verbindlichkeiten abzumildern.
Ein langjähriger Kritikpunkt der Banken war die Einbeziehung der Handelsbuchpositionen in das Zinsergebnis, die aufgrund des Zinsanstiegs auch im EBA-Stresstest 2023 zu teilweise unplausiblen Ergebnissen führte. Die Aufsicht hat nun reagiert: Instrumente mit Handelsabsicht werden von den NII-Simulationen weitgehend ausgeschlossen und stattdessen der durchschnittliche Zinsbeitrag der letzten Jahre simuliert.
Übersicht Net Interest Income (NII)
Trotz eines herausfordernden Umfelds steht der EBA Bankenstresstest 2025 vor der Tür. movisco bleibt Ihr Partner für Risiko- und Reporting-Expertise in der Business- und IT-Beratung für Banken.
Die movisco AG ist ein erfahrenes Beratungsunternehmen für Institute und Banken, das quantitative, qualitative und menschliche Expertise vereint. Als verlässlicher Partner im Bereich Business- und IT-Consulting begleitet movisco private und öffentliche Bankinstitute sowie Förderbanken bei der Digitalisierung und im Financial Reporting.
Bei Fragen rund um den Bankenstresstest stehen Ihnen Tim Sutterer und Team gerne zur Verfügung.
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