Die Europäische Kommission hat am 24. September 2020 beim Europäischen Parlament und dem Rat der Europäischen Union den Vorschlag über ein einheitliches, regulatorisches Rahmenwerk mit einer umfassenden Reihe von klaren Regeln für Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte, mit der Bezeichnung MiCAR (Markets in Crypto Assets Regulation), eingebracht. Das Europäische Parlament hat am 20. April 2023 diesem Entwurf zugestimmt. Dieses regulatorische Rahmenwerk zielt darauf ab, eine harmonisierte Regulierungsumgebung innerhalb der Europäischen Union (EU) zu schaffen, um die Entwicklung und Nutzung von Krypto-Vermögenswerten zu erleichtern und gleichzeitig den Anlegerschutz und die Marktintegrität sicherzustellen. MiCAR ist ein wesentlicher Teil der umfassenden Arbeit der EU, den digitalen Finanzsektor zu regulieren und Innovationen zu fördern, während damit verbundene Risiken kontrolliert und gemindert werden sollen. Damit ist die EU die erste große Wirtschaftszone, die den Krypto-Markt reguliert.
Mit der Einführung von MiCAR werden regulatorische Anforderungen und Compliance-Verpflichtungen für Krypto-Dienstleister und Banken eingeführt. Es wird erwartet, dass dies zu einem höheren Maß an Sicherheit und Stabilität für den Krypto-Markt führt. Es soll auch den Anlegern besseren Schutz bieten und das Risiko von Betrug und Marktmanipulation verringern. Die genauen Auswirkungen auf die Krypto-Dienstleister und Banken schauen wir uns im Einzelnen an.
Die Gründe für den "Krypto-Winter" sind vielfältig, sei es die Inflation und die damit zusammenhängende Leitzinserhöhung durch die Zentralbanken, die medial wirksamen Insolvenzen von Krypto-Projekten (Terra Luna) und Krypto-Dienstleistern (Three Arrows Capital, Celsius, FTX) oder eben die zunehmenden Aufsichts- und Regulierungsanforderungen der Länder an die Krypto-Dienstleister. Obwohl die Regulierungen der Länder und ihrer Aufsichtsbehörden einige Dienstleister in der Krypto-Branche vor große Herausforderungen stellen, sollte MiCA (Markets in Crypto Assets Regulation) langfristig keinen signifikant negativen Einfluss auf die Entwicklung in der Krypto-Branche haben und schon gar nicht das Ende für Kryptowährungen bedeuten.
Das Ziel von MiCAR ist es, den rechtlichen Rahmen für den Handel mit Krypto-Vermögenswerten in der Europäischen Union (EU) zu schaffen und dabei die Anleger und den Markt zu schützen. Es bringt Klarheit und Regulierung in den Bereich der Kryptowährungen, weil es zu mehr Vertrauen und Akzeptanz führt und damit langfristig einen positiven Effekt auf die Krypto-Branche hat. Außerdem ist MiCAR als Rahmenwerk darauf ausgelegt, den Krypto-Markt zu fördern und Innovationen im Bereich der Krypto-Vermögenswerte voranzutreiben, während gleichzeitig ein angemessener Schutz der Marktteilnehmer gewährleistet sein soll. Dieses neue Regelwerk verlangt in Zukunft von allen Krypto-Dienstleistern eine Lizenz, um im gesamten EU-Raum legal zu operieren. Dadurch sollen bestimmte regulatorische Standards eingehalten werden, einschließlich Anforderungen an Geldwäschebekämpfung (AML) und Identitätsprüfung (KYC). Weiterhin legt MiCAR strengere Regeln fest bzgl. Offenlegungspflichten, Transparenzanforderungen und dem Schutz der Verbraucherrechte. Demnach müssen Krypto-Dienstleister demnächst klare und genaue Informationen über die von ihnen angebotenen Krypto-Vermögenswerte, deren Risiken und potenziellen Renditen bereitstellen, um den Anleger angemessen zu informieren. Des Weiteren legt MiCAR Regeln fest, nach denen die Krypto-Börsen geeignete Maßnahmen implementieren müssen, um Marktmanipulationen und Insiderhandel rechtzeitig zu erkennen und zu verhindern. Krypto-Börsen müssen Offenlegungspflichten erfüllen und ihre Transaktionsdaten an die jeweiligen Behörden melden. Es werden klare Regeln für Initial Coin Offerings (ICO) festgelegt, die dabei emittierten Tokens müssen den regulatorischen Anforderungen entsprechen. Mit der Einführung eines Passporting-Mechanismus wird es Krypto-Börsen ermöglicht, ihre Dienstleistungen innerhalb der EU grenzüberschreitend anzubieten, nachdem sie in einem EU-Mitgliedsland autorisiert wurden. Dies erleichtert den Marktzugang und den Ausbau des Geschäftsumfangs. Damit bringen die neuen Krypto-Regeln, welche nach Schätzungen von Experten im Juni 2023 im Amtsblatt der EU erscheint und nach etwa 12 bis 18 Monaten den Aktivierungsprozess durchläuft und in Kraft tritt, auch positive Effekte für Krypto-Dienstleister und Kunden.
Mit der Regulierung des Krypto-Sektors eröffnen sich für Banken neue Chancen. MiCAR bietet Banken, die mit Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten arbeiten möchten, eine klare regulatorische Struktur und schafft damit eine größere Rechtssicherheit. Dadurch eröffnen sich den Banken neue Geschäftsmöglichkeiten und sie können von der wachsenden Nachfrage nach Kryptowährungen und digitalen Vermögenswerten profitieren und ihr Dienstleistungsportfolio für ihre Kunden erweitern. So können Banken Krypto-Vermögenswerte verwahren und verwalten, Kryptowährungen in Zahlungsverkehrssysteme integrieren und neue Anlageprodukten auf Basis von digitalen Vermögenswerten entwickeln. Durch einheitliche und klare Regulierung des Krypto-Sektors durch MiCAR können Banken ihre Partnerschaften und Investitionen in Krypto-Start-Ups verstärken und damit von innovativen Technologien und Geschäftsmodellen profitieren. Durch MiCAR könnten Banken frühzeitig die Vorschriften umsetzen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem europäischen Markt ausbauen.
Selbstverständlich müssen Banken, die ihr Dienstleistungsangebot um Krypto-Vermögenswerte erweitern, auch die regulatorischen Anforderungen von MiCAR erfüllen. Dazu gehören adäquate AML- und KYC-Verfahren, um die Risiken im Zusammenhang mit Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu mindern, Offenlegungs- und Meldepflichten sowie angemessene Risikomanagementsysteme und interne Kontrollen, um die Einhaltung der Bestimmungen von MiCA sicherzustellen und damit die Risiken im Zusammenhang mit Krypto-Geschäften mindern. Allerdings brauchen Banken, die über eine Zulassung nach MiFID II verfügen, keine Lizenz für die Erbringung von Krypto-Dienstleistungen. Dadurch ergibt sich für die Banken eine große Chance und Wettbewerbsvorteil gegenüber Finanzdienstleistern, die nicht über eine Banklizenz verfügen.
Mit der Einführung von MiCAR ergeben sich Chancen und Risiken für Banken. Auf der einen Seite ergeben sich aus der Erweiterung des Dienstleistungs-Portfolios sowie der Erschließung neuer Geschäftsfelder neue Einnahmequellen, auf der anderen Seite sind damit auch höhere Kosten verbunden, die sich aus dem erhöhten regulatorischen Anforderungsaufwand, der bei der Umsetzung der Vorschriften entsteht, ergeben.
Die letztendlichen Auswirkungen von MiCAR auf Banken und Krypto-Dienstleister werden von verschiedenen Faktoren abhängen, einschließlich ihrer Geschäftsmodelle, Risikotoleranz und Fähigkeit, sich an die neuen regulatorischen Anforderungen anzupassen.
Finanzdienstleister, die Interesse an der Integration von Krypto-Asset-Dienstleistungen haben, sollten eine sorgfältige Bewertung der Chancen und Risiken im Zusammenhang mit MiCAR durchführen und externe Beratung in Anspruch nehmen, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die genauen Auswirkungen von MiCAR auf Krypto-Dienstleister und Banken von den endgültigen Verordnungen und der Umsetzung in den EU-Mitgliedsstaaten abhängen. Die endgültigen Bestimmungen können sich im Laufe des Gesetzgebungsprozesses ändern. Es ist ratsam, die aktuellen Entwicklungen im Auge zu behalten und auf weitere Leitlinien und Auslegungen seitens der Aufsichtsbehörden zu achten.
Wir freuen uns über Ihre direkte Kontaktaufnahme!