Ihr Standort: movisco // Blog »
kontakt mail icon
kontakt phone icon

ESG-Daten im Bankensektor: Die Schlüsselrolle von Datenqualität und Data Governance in Deutschland

Was sind ESG-Daten und welche regulatorischen Anforderungen bestehen?

In den letzten Jahren haben ESG-Daten (Environmental, Social, Governance) in der Finanzwelt an Bedeutung gewonnen. Diese Daten bieten eine Grundlage für die Bewertung der Nachhaltigkeit und ethische Unternehmensführung von Unternehmen. Sie messen beispielsweise den CO₂-Ausstoß, den Umgang mit Mitarbeitern oder die Einhaltung von Vorschriften zur Unternehmensführung.

Auf europäischer Ebene gibt es klare regulatorische Vorgaben, welche Kennzahlen Kreditinstitute im Rahmen verschiedener ineinander verzahnten Transparenzpflichten offenlegen müssen: Die EU-Taxonomie-Verordnung ist ein Klassifizierungssystem, das regelt, welche Wirtschaftstätigkeiten als nachhaltig gelten dürfen. Ergänzt wird diese durch die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die die Nachhaltigkeitsberichterstattung vereinheitlicht, und die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die für Markteilnehmer Offenlegungspflichten für Finanzprodukte vorschreibt.

Um den Pflichten der SFDR gerecht zu werden, müssen Finanzmarktteilnehmer ESG-Daten von den Unternehmen nachhalten, in denen das Geld ihrer Kunden angelegt ist. Die CSRD wiederum sorgt dafür, dass diese Daten überhaupt zur Verfügung stehen, indem Nachhaltigkeitsberichterstattung von mehr Unternehmen gefordert wird.

Welche Banken benötigen ESG-Daten und wofür werden sie verwendet?

Sowohl Geschäftsbanken als auch Landesbanken in Deutschland sind darauf angewiesen, ESG-Daten in ihre Entscheidungsprozesse und Berichterstattung zu integrieren. Diese Daten werden für verschiedene weitere Zwecke genutzt:

1. Risikomanagement:

  • Identifikation und Bewertung von Risiken: ESG-Daten helfen Banken, Risiken zu identifizieren und zu bewerten, die sich aus Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren ergeben. Dies umfasst u.a. Klimarisiken, wie Extremwetterereignisse, die sich auf Kreditsicherheiten auswirken können.
  • Stresstests: Banken nutzen ESG-Daten, um Stresstests durchzuführen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber ESG-Risiken zu prüfen

2. Nachhaltigkeitsstrategie:

  • Integration in Geschäftsstrategien: ESG-Daten werden verwendet, um nachhaltige Geschäftsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Dies umfasst die Festlegung von Nachhaltigkeitszielen und die Überwachung ihrer Erreichung.
  • Produktentwicklung: Banken entwickeln nachhaltige Finanzprodukte, wie grüne Anleihen oder nachhaltige Investmentfonds, basierend auf ESG-Kriterien.

3. Kreditvergabe:

  • Bewertung der Kreditwürdigkeit: ESG-Daten werden genutzt, um die Kreditwürdigkeit von Unternehmen zu bewerten. Unternehmen mit hohen ESG-Risiken könnten als riskanter eingestuft werden.
  • Konditionen und Bedingungen: Banken können die Konditionen und Bedingungen von Krediten an die ESG-Performance der Kreditnehmer koppeln.

Woher kommen ESG-Daten und welche Datentypen gibt es?

Banken beziehen ESG-Daten aus verschiedenen Quellen. Einerseits werden interne Daten erhoben, wie z.B. der Energieverbrauch eigener Gebäude oder Compliance-Maßnahmen. Andererseits greifen Banken auf Berichte der Unternehmen im Portfolio und externe Datenanbieter zurück, die spezialisierte ESG-Daten bereitstellen. Zu den meistgenutzten Anbietern in Deutschland gehören ISS ESG, MSCI ESG Research und Sustainalytics.

Die ESG-Daten lassen sich in quantitative und qualitative Kategorien einteilen.

In der folgenden Tabelle sind Beispiele für quantitative und qualitative ESG-Daten aus den drei Bereichen „Environmental“, „Social“ und „Governance“ aufgelistet:

Herausforderungen bei der Qualität von ESG-Daten

Trotz der zunehmenden Bedeutung von ESG-Daten gibt es erhebliche Herausforderungen im Bereich der Datenqualität und Data Governance:

1. Dateninkonsistenzen und fehlende Standards: Es gibt keine einheitlichen Richtlinien zur Erhebung und Berichterstattung von ESG-Daten, was zu erheblichen Abweichungen zwischen verschiedenen Datenquellen führen kann. Banken müssen daher oft Daten aus unterschiedlichen Quellen konsolidieren, was zu Inkonsistenzen führen kann.

2. Mangelnde Transparenz in der Datenherkunft: Viele externe ESG-Datenanbieter haben unterschiedliche Erfassungsmethoden, was es für Banken schwierig macht, die Herkunft und die Genauigkeit der Daten nachzuvollziehen.

3. Scope & Gewichtung: Benötigen Institute aggregierte ESG Scores von Datenanbietern, wird deutlich, dass Unternehmen je nach Anbieter völlig unterschiedlich abschneiden können. Dies liegt u.a. an unterschiedlicher  Berücksichtigung und Gewichtung von Kennzahlen.

4. Fehlende historische Daten: Die Erfassung von ESG-Daten erfolgt erst für einen vergleichsweise kurzen Zeitraum, was bedeutet, dass oft historische Vergleichswerte fehlen. Dies erschwert es Banken, langfristige Risiken und Trends zu analysieren.

Konsequenzen unzureichender Datenqualität und Governance

Wenn Banken die Herausforderungen im Bereich der Datenqualität und Governance nicht erfolgreich meistern, drohen ernsthafte Konsequenzen:

  1. Regulatorische Sanktionen: Unzureichende oder fehlerhafte Berichte können Sanktionen der Europäischen Aufsichtsbehörden (ESAs) oder der BaFin nach sich ziehen. Fehlende Transparenz oder unvollständige Datenberichterstattung können als Verstoß gegen die regulatorischen Anforderungen gewertet werden und mit Bußgeldern oder zusätzlichen Aufsichtsmaßnahmen geahndet werden.
  2. Vertrauensverlust: Kunden und Investoren legen zunehmend Wert auf die Nachhaltigkeit von Banken. Unvollständige oder inkonsistente ESG-Daten können das Vertrauen in die Bank und in ihre Geschäftspraktiken schwächen. Medienberichte über Compliance-Verstöße können zu langfristigen Reputationsschäden führen.
  3. Fehlerhafte Risikobewertungen: Ohne verlässliche ESG-Daten können Banken ESG-Risiken, wie etwa klimabedingte Risiken, nicht angemessen in ihre Risikobewertung einbeziehen.

Maßnahmen zur Sicherstellung der ESG-Datenqualität und -Governance

Um die Qualität und Governance von ESG-Daten sicherzustellen, müssen Banken gezielte Maßnahmen ergreifen:

1. Datenmanagement-Plattformen implementieren: Kreditinstitute sollten zentrale Datenmanagement-Plattformen einführen, um u.a. ESG-Daten aus verschiedenen Quellen zu integrieren, zu validieren und zu analysieren. Durch den Einsatz von Data-Warehousing-Lösungen können ESG-Daten strukturiert und konsistent verarbeitet werden.

2. Regelmäßige Audits durchführen: Interne und externe Audits der ESG-Daten sind notwendig, um die Einhaltung von Vorschriften sicherzustellen und mögliche Datenfehler frühzeitig zu erkennen. Dabei können Banken auch auf automatisierte Prüfprozesse setzen.

3. Schulungen für Mitarbeiter anbieten: Da ESG-Datenmanagement ein komplexes Thema ist, sollten Mitarbeiter regelmäßig in diesem Bereich geschult werden. Schulungen sollten sich auf die regulatorischen Anforderungen, die Datenanalyse, die Anwendung von Governance-Richtlinien und das Fördern einer lebendigen „Datenkultur“ konzentrieren.

4. Zusammenarbeit mit externen Datenanbietern verbessern: Um sicherzustellen, dass die gelieferten ESG-Daten verlässlich und transparent sind, sollten Banken eng mit ihren Datenanbietern zusammenarbeiten und gemeinsame Standards zur Datenverarbeitung definieren.

ESG-Daten als strategischer Vorteil für Banken

Für hiesige Kreditinstitute werden ESG-Daten zunehmend zu einem entscheidenden Faktor, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen und im Wettbewerb nicht den Anschluss zu verlieren. Banken, die die Qualität und Governance ihrer ESG-Daten früh und systematisch angegangen sind, sichern sich heute schon den Zugang zu nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten, stärken das Vertrauen ihrer Stakeholder und minimieren gleichzeitig ihre Risiken.

Die Sicherstellung einer hohen Datenqualität und effektiven Governance erfordert klare Prozesse, geeignete Technologien und geschulte Mitarbeiter. Wie movisco dabei hilft, geeignete bankweite Data Plattformen zu implementieren, können Sie in unserer Projekreferenz erfahren.


Ihre Ansprechpartnerin

Susanne Jung

info@movisco.com
elektronische Visitenkarte

Fon +49 40 767 53 777

Schnellkontakt-Formular

Die abgesendeten Daten werden nur zum Zweck der Bearbeitung Ihres Anliegens verarbeitet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Datenschutz bestätigt?

Sie haben Fragen?

Wir freuen uns über Ihre direkte Kontaktaufnahme!

  • Telefon: +49 40 767 53 777
  • E-Mail