Cloud Up Your BW: Der strategische Shift mit SAP BDC

In vielen Unternehmen bildet SAP BW seit Jahren das Rückgrat für das zentrale Berichtswesen. Mit stabilen Datenmodellen, integrierten Transformationen und bewährten Prozessketten hat es sich als leistungsfähige Plattform etabliert. Doch mit der zunehmenden Bedeutung von Cloud, Self-Service BI und Echtzeit-Analysen geraten klassische BW-Systeme an ihre Grenzen.

SAP hat auf diesen Wandel reagiert – mit der SAP Business Data Cloud (BDC), dem strategischen Nachfolger für unternehmensweite Datenarchitekturen. Sie vereint modernste Technologien wie SAP Datasphere, SAP Analytics Cloud und SAP DataBricks, um Daten aus SAP- und Non-SAP-Systemen in einem offenen, semantisch konsistenten Datenlayer zusammenzuführen.

In diesem Beitrag wird gezeigt, wie Unternehmen mit einem bestehenden SAP BW oder BW/4HANA ihre Landschaft schrittweise modernisieren können – ohne ihre Investitionen zu verlieren, aber mit Blick auf die Zukunft: Cloud, Offenheit, KI und Self-Service. Dabei spielt die SAP Business Data Cloud eine zentrale Rolle.

Ausgangslage: Klassisches SAP BW-System

In vielen Unternehmen läuft das Berichtswesen seit Jahren erfolgreich über ein SAP BW-System. Es sorgt dafür, dass Daten aus verschiedenen Quellen – wie SAP ERP, CRM oder externe Datenbanken – gesammelt, aufbereitet und für Berichte bereitgestellt werden. Die IT hat mit viel Aufwand stabile Datenflüsse aufgebaut, um verlässliche Zahlen zu liefern.

Abbildung 1: Merkmale und Herausforderungen des SAP BW

Deshalb fragen sich viele Unternehmen heute: Wie können wir unser BW modernisieren – ohne bei null anzufangen, aber fit für die Zukunft werden?

Was ist die SAP Business Data Cloud (BDC)?

Die SAP Business Data Cloud (BDC) ist die neue cloudbasierte Plattform der SAP für modernes Datenmanagement und Analytics. Sie wurde entwickelt, um Unternehmen dabei zu unterstützen, Daten aus verschiedensten Quellen – SAP und Non-SAP – einfach, flexibel und in Echtzeit zu verbinden, zu verarbeiten und zu analysieren.

Woraus besteht die BDC?

SAP Datasphere: Zentrale Plattform für Datenintegration, Modellierung und Transformation – quasi das neue Data Warehouse in der Cloud.
SAP Analytics Cloud (SAC): Für Dashboards, Analysen und Planung – direkt auf den in der Datasphere bereitgestellten Daten.
SAP BW Bridge (optional): Brücke, um bestehende BW-Modelle und Logiken in die Cloud mitzunehmen – ohne alles neu zu bauen.
SAP Databricks (integriert): Eine von SAP gemanagte Databricks-Instanz in der BDC, die es erlaubt, KI-/ML-Modelle, Spark-Notebooks und SQL-Analysen direkt auf SAP- und Non-SAP-Daten auszuführen. Der Datenaustausch erfolgt nahtlos über Delta Sharing mit zentraler Governance durch Unity Catalog.

Was macht die BDC anders?

Kein schwerfälliges Staging mehr – Daten können virtuell genutzt oder bei Bedarf persistiert werden.
Transformationen erfolgen direkt in der Cloud – per SQL oder grafisch, ohne ABAP.
Statt komplexer Prozessketten gibt es leichte, flexible Datenflüsse.
Daten aus SAP S/4HANA, aber auch aus Snowflake, Google BigQuery, Salesforce & Co. können problemlos eingebunden werden.
Fachbereiche können in Self-Service-Manier auf freigegebene Datenmodelle zugreifen – mit Governance.

Die SAP Business Data Cloud bringt also das Beste aus der BW-Welt mit – aber modernisiert es für die Cloud, für offene Datenarchitekturen und für Fachbereiche, die schneller und eigenständiger arbeiten wollen.

Modernisierungsschritte – Von BW zu SAP BDC

Die Umstellung von SAP BW/4HANA auf die Business Data Cloud (BDC) muss kein radikaler Schnitt sein. Vielmehr empfiehlt SAP einen evolutionären Weg, bei dem Unternehmen ihre vorhandenen BW-Investitionen sichern und gleichzeitig schrittweise moderne Cloud-Technologie aufbauen.

Drei typische Modernisierungswege

Abbildung 3: Modernisierungswege in Richtung BDC

Rolle der SAP BW Bridge

Erlaubt die Weiterverwendung bestehender Transformationen, DTPs und InfoProvider.
Ermöglicht gewohntes Arbeiten ohne sofortige Neu-Modellierung.
Besonders geeignet für Unternehmen mit umfangreichen Prozessen in BW/4HANA.

Je nach Ausgangssituation und Zielsetzung kann jedes Unternehmen seinen eigenen Modernisierungspfad wählen. Wichtig ist: Es gibt einen klaren Weg – und die nötigen Werkzeuge, um ihn sicher zu gehen.

Typische Use Cases in der BW-Modernisierung mit SAP BDC

Viele Unternehmen starten ihre Modernisierung nicht mit einem Big Bang, sondern mit konkreten, greifbaren Anwendungsfällen, die schnell Nutzen bringen. Die SAP Business Data Cloud bietet dafür viele Möglichkeiten – sowohl für die IT als auch für Fachbereiche.

Use Case 1: Self-Service Reporting mit SAC

Fachbereiche möchten ohne lange IT-Wartezeiten eigene Auswertungen erstellen.
In SAP BDC können Modelle so vorbereitet werden, dass sie klar verständlich und sicher sind.
Die SAP Analytics Cloud (SAC) greift direkt auf die Daten in Datasphere zu – ohne Datenexport oder Kopien.

Use Case 2: Ablösung komplexer DTP-Ketten

Klassische BW-Prozessketten mit vielen Zwischenschritten können durch leichte Data Flows ersetzt werden.
Transformationen erfolgen grafisch oder per SQL – ohne ABAP.
Ergebnisse können bei Bedarf persistiert oder virtualisiert werden.

Use Case 3: Integration von Non-SAP-Datenquellen

Viele Unternehmen haben auch Daten in Salesforce, Snowflake, Google BigQuery etc.
In Datasphere können diese Daten gleichwertig mit SAP-Daten verarbeitet werden – ohne Umwege.
Ergebnis: einheitliches Reporting über alle Unternehmensdaten.

Use Case 4: Vereinfachung von BW-Logiken

Statt komplizierter Routinen und InfoObject-Strukturen können Datenmodelle in BDC einfach und transparent gestaltet werden.
Business-Logik wird semantisch in Modellen abgebildet, nicht mehr tief im ABAP versteckt.
Das macht Wartung und Weiterentwicklung deutlich einfacher.

Diese und weitere Use Cases zeigen, dass der Einstieg in die BDC-Modernisierung greifbar ist und schnell messbaren Mehrwert bringt.

Vorteile durch den Einsatz der SAP Business Data Cloud

Die Umstellung von einem klassischen SAP BW-System auf die SAP Business Data Cloud (BDC) ist mehr als nur ein technisches Update – sie eröffnet neue Möglichkeiten für Datenarbeit im gesamten Unternehmen. Die Vorteile zeigen sich sowohl im Alltag der IT als auch bei den Fachbereichen.

Abbildung 4: Vorteile für die IT-Organisation

Abbildung 5: Vorteile für die Fachbereiche

Die SAP Business Data Cloud macht Daten nicht nur zugänglicher, sondern auch verständlicher und nutzbarer – für alle Rollen im Unternehmen.

Lessons Learned & Empfehlungen

Die Modernisierung von SAP BW ist kein reines Technologiethema – es ist ein Umdenken in Architektur, Arbeitsweise und Verantwortung. Wer von BW zur BDC wechselt, merkt schnell:

Was funktioniert gut?

Self-Service funktioniert endlich wirklich – mit klar modellierten Datenprodukten
Transformationen sind einfacher und verständlicher – SQL statt ABAP
Daten aus vielen Systemen (nicht nur SAP) lassen sich problemlos integrieren
Fachbereiche profitieren sofort, wenn sie eingebunden werden

Was muss man neu denken?

Es gibt keine 1:1-Migration: BW-Prozessketten, ADSOs oder InfoObjects lassen sich nicht direkt übertragen
Stattdessen: neu modellieren mit Fokus auf Business-Zweck und Verständlichkeit
Transformationen, die früher technisch im Hintergrund liefen, werden sichtbar – und müssen sauber dokumentiert sein

BW-Know-how bleibt Gold wert – aber es muss sich weiterentwickeln

BW-Entwickler/innen kennen Datenmodelle, Transformationen, Geschäftslogik – diese Erfahrung bleibt zentral
Neu: Statt ABAP → SQL, statt RSPC → Flow-Logik, statt InfoObject → Dimension
Es geht nicht um „abschalten“, sondern um weiterdenken

Wann ist BW-Bridge sinnvoll?

BW-Bridge ist sinnvoll, wenn …

viele komplexe BW-Modelle bestehen
ABAP-Transformationen genutzt werden
keine Ressourcen für den kompletten Neuaufbau vorhanden sind
ein Unternehmen Zeit gewinnen möchte, aber Richtung Cloud

Fazit

Die SAP Business Data Cloud ist kein reines technisches Upgrade von SAP BW – sie ist eine neue Generation von Datenplattform, die sich an der Realität moderner Unternehmen orientiert: Cloud-first, offen, flexibel, schnell.

Was Interessenten mitnehmen sollten:

SAP BW bleibt wichtig, aber die Zukunft liegt in offenen Datenarchitekturen – und die bietet die BDC.
Modernisierung ist kein 1:1-Projekt, sondern ein Umstieg auf neue Denkweisen: Self-Service, Virtualisierung, Data Products.
Unternehmen, die heute starten, bauen sich einen strukturellen Vorteil auf – weil sie schneller auf Anforderungen reagieren, besser skalieren und zukunftsfähig bleiben.

Die Tools sind da: SAP Datasphere, SAP BW Bridge, SAP Analytics Cloud, SAP DataBricks – alles aufeinander abgestimmt, und die Frage ist nicht mehr „ob“, sondern „wann und wie“ begonnen wird.

Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, den Wandel aktiv zu gestalten. Sprechen Sie mit uns über Ihre Datenstrategie und erfahren Sie, wie Sie Ihre bestehende Landschaft zukunftssicher erweitern können.

Über den Autor

Dennis Slanar

Dennis Slanar ist Managing Consultant bei der movisco AG und verfügt über 9 Jahre Berufserfahrung im Projektmanagement, sowie der Umsetzung und Migration von (SAP) DWH-Lösungen. Dabei ist er mit allen Phasen eines Projektes von der Initiierung über die Analyse & Konzeption, logische und physische Datenmodellierung, Entwicklung und Testdurchführung bis zur Produktivsetzung vertraut. Er besetzt in seinen Projekten unterschiedliche Rollen und berät die Kunden in den Themen Datenmanagement, Datenintegration, Data Warehousing, Anforderungsanalyse, Reporting und Projektmanagement gestützt auf SAP und Non-SAP Systeme. Infolgedessen bringt er Erfahrung im LSA und LSA++ und modellgetriebenen Architekturansatz (HANA SQL DWH) mit. Ferner sind ihm hybride DWH-Lösungen geläufig.