Bekanntlich handelt es sich „Basel IV“ eigentlich um die finale Umsetzung der vom BCBS ausgerufenen Reformen, die es unter der Bezeichnung Basel III in die Medien- und Bankenwelt geschafft haben. Die damit verbundenen Veränderungen sind indes so gravierend, dass eine Fortsetzung auf die höhere „Versionsnummer“ berechtigt scheint. Denn auf die Bankenwelt kommen dadurch (weiter) einige Veränderungen zu. (Tipp: Siehe dazu auch den movisco-Blogbeitrag zu Risiken und wichtigen Themen in 2023.
Als Beratungshaus für die Finanzindustrie beschäftigen uns von movisco natürlich die Veränderungen durch „Basel IV“ selbst. Werden diese doch unmittelbare Auswirkungen auf unsere beraterischen Tätigkeitsfelder, insbesondere im Hinblick auf das (Finanz-) Reporting der Banken haben – nicht ohne Grund nennen vor allem US-amerikanische Medien diese Phase der “Basel-Maßnahmen” das “Basel-Endgame”.
Seitdem die “Basler Reformen” auf den Weg gebracht worden sind, haben die Banken in Europa bereits Milliarden an Kapital aufgebracht, um die Anforderungen zu erfüllen. Und sie haben im Rahmen von IT-Projekten signifikant investiert, um den Stand der Umsetzung der regulatorischen Maßnahmen korrekt dokumentieren zu können.
Das Basler Rahmenwerk stellt die Banken vor vielschichtige Herausforderungen. Dazu gehören
Damit kommt Daten- und Berichterstattungslösungen eine entscheidende Rolle zu, um die Einhaltung des Rahmenwerks zu gewährleisten; dabei aber gleichzeitig die Kosten für regulatorische Maßnahmen im Zaum zu halten. (Tipp: Spannend ist in diesem Zusammenhang die Diskussion rund um die “Machbarkeitsstudie zur Neuausrichtung des bankaufsichtlichen Meldewesens”.
Die Grundlage bildet eine zentralisierte und qualitativ hochwertige Datenquelle. Nur damit ist es möglich, exakte Einschätzungen und Veränderungen bei Kapital, Liquidität und Verschuldungsgrad zu ermitteln.
Der „Output-Floor” gehört sicherlich zu den umstrittensten Neuerungen der Reformen. Bei der kontroversen Diskussion um dessen Begrenzung prallten unterschiedliche Risikokulturen aufeinander. Europäische und atlantische Bewertungen stießen aufeinander, bis letztlich ein Kompromiss erreicht wurde.
Der Output-Floor definiert eine Grenze für die Berechnung von risikogewichteten Aktiva (RWA). Im Kern bedeutet die Einführung, dass die nach internen Modellen berechneten RWA einen Prozentsatz der nach Standardansatz berechneten RWA nicht unterschreiten dürfen. In den kommenden fünf Jahren wird die Eigenmitteluntergrenze schrittweise bis zum Wert von 72,5 % gesenkt. Der Output-Floor wird auf der Gesamtkapitalebene (und nicht pro Risikoart oder Portfolio) angewendet.
Mit der Umsetzung von Basel IV werden Banken ihr Portfolio neu bewerten müssen, um zu entscheiden, wo sie ihr Kapital einsetzen. Jede Anlageklasse wird neu zu bewerten sein. Und diese Justage des Portfolios hat auch direkte Auswirkungen auf die jeweilige Volkswirtschaft.
Auf jeden Fall erfordert die Neuberechnung und Neubewertung eine frühzeitige institutsindividuelle Analyse und Ableitung von konsequenten strategischen Maßnahmen.
Eines scheint jedoch schon sicher. Die Komplexität steigt und umfassende Projekte zur Implementierung sind notwendig.
Die Auswirkungen auf die Risikosensitivität und Neubewertung von Risiken auf die Geschäftsbeziehungen spüren europaweit bereits heute KMU. Sie erhöhen letztlich das Risiko. Entsprechend hoch sind inzwischen die Hürden für die mittelständischen Unternehmen geworden, an Kredite zu kommen.
In diesem Segment hat die Regulatorik neue Marktteilnehmern in Form von Fintechs geschaffen, die sich auf „alternative Finanzierungen“ fokussieren. Exemplarisch seien hier die Start-ups genannt, die sich auf Warenvorfinanzierungen für den E-Commerce spezialisieren, sich dabei aber nicht auf GuV-Reports verlassen, sondern andere Formen der Besicherung akzeptieren - und frei von Basel IV agieren können.
Die regulatorisch korrekte und zeitnahe Kontrolle und Berechnung des Output-Floors gelingt nur mit einem korrekten Datenhaushalt; dem Datenqualitätsmanagement fällt hier als Basis eine wichtige Rolle zu. Zudem müssen Reportings so angepasst und optimiert werden, dass sich bis hinunter in Linienfunktionen und Marktbereiche auch strategische und operative Maßnahmen ableiten lassen.
Die movisco AG wird ihren institutionellen Kunden auch in dieser Umsetzungsphase von Basel IV beratend und unterstützend zur Seite stehen, damit diese die regulatorischen Anforderungen in ihren Systemen zur Banksteuerung und dem Reporting erfüllen können. Ihr Ansprechpartner ist Stefan Bachinger: Stefan.Bachinger@movisco.com.
Wir freuen uns über Ihre direkte Kontaktaufnahme!