Meilensteine in Richtung SAP BW/4HANA: Ihr Wegweiser durch die Migrationsphasen

Die Umstellung auf SAP BW/4HANA ist ein komplexer Prozess, der eine gründliche Planung und Vorbereitung erfordert. Um sicherzustellen, dass die Conversion reibungslos verläuft, teilt SAP diesen Prozess in zwei Hauptphasen auf: Vorbereitungsphase und Realisierungsphase. Diese Struktur ermöglicht es Unternehmen, die notwendigen Maßnahmen schrittweise durchzuführen, Risiken zu minimieren und Ausfallzeiten zu reduzieren. In diesem Blogbeitrag werden die einzelnen Schritte einer In-Place Conversion detailliert beschrieben.

1. Vorbereitungsphase

Die Vorbereitungsphase bildet das Rückgrat einer erfolgreichen BW/4HANA-Conversion. Hier werden alle wesentlichen Voraussetzungen geprüft und die Systemlandschaft für die Migration vorbereitet. Diese Phase besteht aus fünf Hauptschritten:

Schritt 1: Systemvoraussetzungen

Bevor die eigentliche Migration starten kann, müssen die Systemvoraussetzungen überprüft werden. Dies betrifft sowohl die technische Infrastruktur als auch die Software-Versionen, auf denen das bestehende SAP BW-System läuft. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der HANA-Datenbank, da SAP BW/4HANA eine HANA-basierte Plattform ist.

Einige der wichtigsten technischen Voraussetzungen sind:

SAP HANA als Datenbank: SAP BW/4HANA setzt zwingend eine SAP HANA-Datenbank voraus. Falls das bestehende BW-System noch auf einer anderen Datenbank läuft, muss zunächst eine Migration zu HANA erfolgen.
SAP Readiness Check: Dieses Tool analysiert das bestehende BW-System und gibt Hinweise auf mögliche Risiken und Herausforderungen bei der Umstellung. Es bewertet unter anderem, welche Objekte nicht kompatibel sind und angepasst werden müssen.
System Cleanup: Vor der Conversion sollte das bestehende System bereinigt werden. Das bedeutet, alte Datenobjekte und nicht mehr benötigte Strukturen zu identifizieren und zu entfernen.

Ziel: Sicherstellen, dass das System die technischen Voraussetzungen erfüllt, um auf SAP BW/4HANA migriert werden zu können.

Schritt 2: Maintenance Planner

Im nächsten Schritt wird der Maintenance Planner eingesetzt, ein SAP-Tool zur Planung und Verwaltung von Systemlandschaften. Hier wird überprüft, ob die für die Migration benötigten Software-Komponenten und Add-Ons kompatibel sind. Der Maintenance Planner stellt sicher, dass alle notwendigen Upgrades und Anpassungen geplant und durchgeführt werden.

Ziel: Sicherstellung der Software-Kompatibilität und Planung der notwendigen System-Updates.

Schritt 3: Pre-Checks

Der Pre-Check ist ein zentraler Schritt im SAP BW/4HANA-Conversion-Prozess, der sicherstellt, dass ein bestehendes SAP BW-System auf die Umstellung auf SAP BW/4HANA vorbereitet ist. Es handelt sich um eine umfassende Analyse des aktuellen Systems, um festzustellen, welche Objekte, Datenmodelle und Prozesse mit BW/4HANA kompatibel sind und welche Anpassungen erforderlich sind, bevor die tatsächliche Migration durchgeführt werden kann. Hierbei kommt die sogenannte Simplification List zum Einsatz, die eine Übersicht über alle Änderungen und notwendigen Anpassungen in BW/4HANA bietet.

Typische Prüfpunkte beim Pre-Check:

Ziel: Identifikation von Problemen und veralteten Objekten, die vor der Migration behoben werden müssen.

Schritt 4: Custom Code Check

Zusätzlich zu den Standard-Pre-Checks wird der Custom Code Check durchgeführt. Hierbei wird überprüft, ob benutzerdefinierte Entwicklungen und Anpassungen des bestehenden BW-Systems mit SAP BW/4HANA kompatibel sind. Dabei werden alle kundenspezifischen Reports, Queries und Programme überprüft, um sicherzustellen, dass sie auch nach der Migration korrekt funktionieren.

Ziel: Sicherstellen, dass alle kundenspezifischen Entwicklungen reibungslos in BW/4HANA funktionieren.

2. Realisierungsphase

Nachdem die Vorbereitungsphase abgeschlossen ist und alle System- und Code-Voraussetzungen erfüllt sind, beginnt die eigentliche Migration. Die Realisierungsphase gliedert sich ebenfalls in mehrere Schritte:

Schritt 5: In-Place Conversion

Die In-Place Conversion ist eine von mehreren Migrationsmethoden, bei der das bestehende SAP BW-System direkt auf BW/4HANA umgestellt wird, ohne ein neues System aufzusetzen. Hierbei werden die Daten und Objekte im laufenden System migriert, was die Ausfallzeiten reduziert und den Umstieg für Unternehmen erleichtert.

Ziel: Direkte Umstellung des bestehenden SAP BW-Systems auf BW/4HANA.

Eine Übersicht sowie Kriterien zur Auswahl der verfügbaren Migrationsmethoden bildet folgende Tabelle ab:

Schritt 6: System Conversion

Die eigentliche System Conversion erfolgt in diesem Schritt. Hier wird das alte SAP BW-System auf die neue BW/4HANA-Plattform umgestellt. Dies umfasst das Migrieren der Datenmodelle, Anpassungen an den Datenflüssen und die Umstellung von veralteten Objekten auf neue, HANA-optimierte Objekte wie aDSOs (Advanced DataStore Objects) und CompositeProvider.

Ziel: Vollständige Migration der Systemdaten und -prozesse auf BW/4HANA.

Wichtige Tools für die Conversion

Während der Conversion kommen verschiedene Tools zum Einsatz, die den Prozess unterstützen:

SAP Transfer Toolbox: Dieses Tool vereinfacht die Migration von Datenmodellen und ermöglicht die Transformation existierender BW-Objekte in BW/4HANA-kompatible Strukturen.
Migration Cockpit: Ein weiteres wichtiges Werkzeug für die Datenmigration, das den Umzug von Datenbeständen erleichtert und sicherstellt, dass diese korrekt in das neue System übernommen werden.
DMO (Database Migration Option): Dieses SAP-Tool erlaubt es, die bestehende Datenbank eines BW-Systems direkt auf SAP HANA zu migrieren und dabei gleichzeitig das System zu aktualisieren.

Technische Probleme sind bei vielen BW/4HANA-Conversions unvermeidbar, insbesondere wenn ein System über viele Jahre gewachsen und stark angepasst wurde. Unternehmen, die auf frühzeitige technische Analysen und die Nutzung der verfügbaren SAP-Tools (wie das SAP Transfer Cockpit und der Pre-Check) gesetzt haben, berichten von einem deutlich reibungsloseren Ablauf.

Schritt 7: Post-Conversion Tasks

Nach der System Conversion sind weitere Post-Conversion Tasks erforderlich, um das neue System zu optimieren. Dies umfasst insbesondere die Feinjustierung von Performance-Einstellungen, die Validierung der migrierten Daten und die Anpassung von Reports und Queries, um die neue HANA-Architektur vollständig zu nutzen.

Ziel: Optimierung und Validierung des migrierten Systems für den Live-Betrieb.

Schritt 8: Go-Live

Sobald alle Post-Conversion-Aufgaben abgeschlossen und das System validiert ist, folgt der Go-Live. Ab diesem Zeitpunkt wird SAP BW/4HANA offiziell in den Produktivbetrieb überführt. Es wird eine letzte Überprüfung der Systeme und Prozesse durchgeführt, um sicherzustellen, dass alles ordnungsgemäß funktioniert und das Unternehmen den vollen Nutzen der neuen Plattform ausschöpfen kann.

Ziel: Übergang des neuen BW/4HANA-Systems in den Live-Betrieb.

Zusätzliche Überlegungen: Downtime

In der Grafik ist ebenfalls eine Downtime-Phase hervorgehoben. Diese bezieht sich auf die Zeit, in der das alte SAP BW-System während der Migration nicht verfügbar ist. Unternehmen sollten diese Phase sorgfältig planen, um Geschäftsunterbrechungen so gering wie möglich zu halten.

Lessons Learned

Lessons Learned sind ein wesentlicher Bestandteil jeder SAP BW/4HANA Conversion, da sie wertvolle Einblicke in reale Migrationsprojekte bieten. Sie helfen, häufige Stolpersteine zu vermeiden, bewährte Vorgehensweisen zu übernehmen und Projekte effizienter zu gestalten.

Gründliche Vorbereitung ist entscheidend – insbesondere durch den Pre-Check und eine detaillierte Planung.
Datenbereinigung reduziert den Komplexitätsgrad und verbessert die Performance.
Die Wahl der richtigen Conversion-Methode (In-Place, Remote oder Shell) hängt von den Zielen des Unternehmens ab.
Technische Tools und Tests spielen eine entscheidende Rolle für eine reibungslose Conversion.
Schulung und Change Management sind entscheidend, um die Akzeptanz der Benutzer sicherzustellen.
Optimierungen nach der Conversion sind oft notwendig, um das volle Potenzial von SAP BW/4HANA auszuschöpfen.

Fazit

Die SAP BW/4HANA-Conversion folgt einem strukturierten Prozess, der in eine Vorbereitungs- und eine Realisierungsphase unterteilt ist. Unternehmen sollten sich gründlich auf diese Schritte vorbereiten, um mögliche Komplikationen zu vermeiden und eine reibungslose Umstellung zu gewährleisten. Mit der richtigen Planung, Tools wie dem Maintenance Planner und den Pre-Checks sowie einer sorgfältig ausgewählten Migrationsmethode können Unternehmen von den zahlreichen Vorteilen von SAP BW/4HANA profitieren, wie etwa verbesserte Datenverarbeitung, eine vereinfachte Systemarchitektur und eine gesteigerte Performance durch die HANA-Datenbanktechnologie.

Wie die movisco Sie bei der Conversion unterstützt, erfahren Sie durch unser Dienstleistungsangebot und weiteres im Blogbeitrag: Banking: Sichere Migration auf SAP BW/4HANA – konkrete Planungsschritte für rasches “Go Live”.

Über den Autor

Matthias Lenzer

Matthias Lenzer ist Consultant bei der movisco AG im Bereich Data Warehousing/Analytics in Frankfurt am Main und verfügt über eine mehrjährige Berufserfahrung in der Konzeption und Anforderungsanalyse von Softwareentwicklungsprojekten. Er besitzt einen B.Sc. in Wirtschaftsinformatik und ist zudem IHK geprüfter Fachinformatiker. Seine Expertise beinhaltet die Anpassung und Umsetzung von BI-Lösungen in Data Warehouse-Systemen mit SAP BW/4HANA, Analysis for Office und SAP Analytics Cloud sowie die Gewährleistung der Datenqualität durch das Datenqualitätsmanagement.