Mit Sustainable Finance zu mehr Erfolg: Ein Leitfaden für Banken

Der Klimawandel, soziale Ungleichheiten und die steigende Bedeutung verantwortungsvoller Unternehmensführung haben das Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung weltweit geschärft. Als ein wesentlicher Akteur in der globalen Wirtschaft spielt der Finanzsektor eine entscheidende Rolle in diesem Wandel. Insbesondere Banken stehen im Zentrum der Transformation. Doch warum sollten sich Banken auf Sustainable Finance konzentrieren? Welche Chancen ergeben sich daraus, und welche Risiken können vermieden werden?
In diesem Beitrag bieten wir eine Einführung in das Konzept von Sustainable Finance und erklären, warum es für Banken heute unerlässlich ist, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Unsere Analyse zeigt, wie eine nachhaltige Finanzstrategie nicht nur zur Einhaltung gesetzlicher Anforderungen beiträgt, sondern auch die Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit von Banken stärkt.

Sustainable Finance bezeichnet die Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG) bei sämtlichen Finanzentscheidungen. Das Ziel ist es, den Finanzsektor so zu transformieren, dass Investitionen und Finanzierungen nicht nur profitabel, sondern auch nachhaltig sind. Die Integration von ESG-Faktoren in Finanzprozesse umfasst dabei:

• Umweltaspekte (Environmental): Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels, Schutz der Biodiversität, Ressourcenschonung und Förderung erneuerbarer Energien.
• Soziale Kriterien (Social): Förderung von Arbeits- und Menschenrechten, Gleichstellung, faire Arbeitsbedingungen und Berücksichtigung von Auswirkungen auf lokale Gemeinschaften.
• Governance (Unternehmensführung): Etablierung transparenter und ethischer Geschäftspraktiken, Bekämpfung von Korruption und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.

Durch die Einbeziehung dieser Kriterien können Banken eine nachhaltige Entwicklung fördern und gleichzeitig langfristige Renditen für ihre Investoren sicherstellen.

1. Risikomanagement und Resilienzsteigerung: Die Welt steht immer häufiger vor intensiven klimatischen Ereignissen wie Überschwemmungen, Dürren oder Hitzewellen. Solche Ereignisse können die wirtschaftliche Stabilität ganzer Regionen gefährden und erhebliche finanzielle Verluste verursachen. Banken, die ESG-Kriterien in ihre Risikomanagementsysteme integrieren, können frühzeitig potenzielle Risiken identifizieren und ihre Exponierung gegenüber solchen Risiken minimieren.
2. Erfüllung regulatorischer Anforderungen: Internationale und nationale Regulierungsbehörden erhöhen die Anforderungen zur Einhaltung von ESG-Kriterien stetig. So hat die Europäische Union mit der "EU-Taxonomie" einheitliche Kriterien für nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten definiert. Ein weiteres zentrales Regelwerk auf europäischer Ebene ist die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), deren Ziel es ist, Kapitalströme in nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten zu lenken und die Transparenz für Investoren zu verbessern. Finanzmarktteilnehmer und Finanzberater sind im Rahmen der SFDR verpflichtet, sowohl unternehmens- als auch produktbezogene Offenlegungen vorzunehmen. Für Unternehmen bedeutet dies insbesondere die Offenlegung der sogenannten "Principal Adverse Impacts" (PAI-Statement), wie beispielsweise des CO₂-Fußabdrucks. Dabei müssen sie ihren Umgang mit negativen Auswirkungen auf ESG-Faktoren erläutern oder, falls sie diese nicht berücksichtigen, dies entsprechend begründen („Comply or Explain“). Finanzprodukte, die ökologische oder soziale Merkmale betonen (Artikel 8 SFDR) oder eine nachhaltige Investition anstreben (Artikel 9 SFDR), unterliegen besonderen Offenlegungspflichten. Zusätzlich fordert Artikel 11 der SFDR eine periodische Bewertung zur Zielerreichung solcher nachhaltigen Produkte. Die regulatorischen Anforderungen werden durch technische Regulierungsstandards (RTS) weiter präzisiert, die spezifische Offenlegungsformate für Produkte und Unternehmen festlegen. Diese Standards fördern Transparenz und Vergleichbarkeit nachhaltiger Finanzprodukte und lenken Kapitalflüsse in nachhaltige Projekte. Banken und andere Unternehmen unterliegen gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) detaillierten Nachhaltigkeitsberichtspflichten, die einen starken Fokus auf ESG-Risiken und -Chancen legen. Die CSRD erweitert die Offenlegungspflichten erheblich und verlangt eine systematische Dokumentation ESG-relevanter Informationen sowie die Analyse ihrer Klimaauswirkungen. Darüber hinaus fordert die CSRD eine umfassende Darstellung des Geschäftsmodells unter Nachhaltigkeitsaspekten, wodurch eine langfristige Ausrichtung auf nachhaltige Entwicklung gewährleistet werden soll.
3. Gewinnung und Bindung von Kunden und Investoren: Nachhaltigkeit ist zu einem entscheidenden Kriterium für Kunden und Investoren geworden. Institutionelle Investoren wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften suchen vermehrt nach Anlagemöglichkeiten, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven Beitrag zur Gesellschaft und Umwelt leisten. Dies hat zu einem Anstieg von "grünen" Anleihen und nachhaltigen Finanzprodukten geführt. Banken, die eine starke ESG-Strategie verfolgen und transparente Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen, können das Vertrauen und die Loyalität dieser Investoren gewinnen. Gleichzeitig erwarten immer mehr private und institutionelle Kunden nachhaltige Produkte und Dienstleistungen. Eine Bank, die ESG-Kriterien konsequent umsetzt, wird als verantwortungsvoll und zukunftsorientiert, und damit als der bevorzugte Partner für Kunden, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, wahrgenommen.

Um eine erfolgreiche nachhaltige Finanzstrategie zu entwickeln, sollten Banken die folgenden Schritte in Betracht ziehen:

• Entwicklung einer umfassenden ESG-Strategie: Die Integration von ESG-Kriterien in die Unternehmensstrategie sollte nicht als Nebensache behandelt werden. Vielmehr sollte sie einen zentralen Bestandteil der Unternehmensmission und -werte bilden. Dies beinhaltet eine klare Kommunikation der Ziele und Maßnahmen sowohl intern als auch extern.
• ESG-Risikoanalyse und Due Diligence: Banken sollten ihre Kredit- und Investmentportfolios auf ESG-Risiken hin überprüfen. Dies umfasst eine detaillierte Analyse der potenziellen Auswirkungen von Umwelt- und Sozialfaktoren auf die Kreditwürdigkeit von Kunden sowie die langfristige Rentabilität von Investitionen.
• Transparente Berichterstattung und Kommunikation: Die Offenlegung von ESG-Daten und -Strategien in regelmäßigen Berichten schafft Vertrauen bei Kunden und Investoren und zeigt die Ernsthaftigkeit des Engagements der Bank im Bereich Nachhaltigkeit. Diese Berichte sollten nach anerkannten Standards wie den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) und/oder den Vorgaben der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) sowie den Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) erfolgen.
• Förderung innovativer nachhaltiger Finanzprodukte: Die Entwicklung neuer Produkte wie grüne Anleihen, nachhaltige Fonds oder Kredite für Projekte, die einen positiven Umwelt- oder Sozialbeitrag leisten, kann dazu beitragen, den Marktanteil zu erhöhen und neue Kundensegmente zu erschließen.
• Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter: ESG-Themen sollten ein fester Bestandteil der Mitarbeiterschulungen sein. Dies stellt sicher, dass alle Mitarbeiter über die Bedeutung von Sustainable Finance informiert sind und aktiv zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie beitragen können.

Sustainable Finance bietet Banken eine Vielzahl von Vorteilen: von der Risikominderung über die Erfüllung regulatorischer Anforderungen bis hin zur Stärkung der Kundenbindung und der Förderung von Innovationen. Die Zeit drängt: Banken, die ihre Finanzstrategien frühzeitig an den Prinzipien der Nachhaltigkeit ausrichten, werden nicht nur zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, sondern auch ihre eigene Zukunft sichern und einen Wettbewerbsvorteil erlangen.