Ende des vergangenen Jahres erhielten zwanzig namhafte Banken von der EZB ein vorgezogenes “Weihnachtsgeschenk”. Die Freude über die Post der Zentralbank dürfte sich bei den betroffenen Instituten allerdings in Grenzen gehalten haben. Denn in dem von den Medien (siehe u.a.Handelsblatt: EZB droht 20 Banken mit Strafgeldern wegen ESG-Defiziten und FONDS professionell: Wegen ESG-Defiziten: EZB droht 20 Banken mit Strafgeldern) als „Brandbrief“ bezeichneten Dokument mahnt die Europäische Zentralbank nicht nur mangelnde Fortschritte beim Management von Klimarisiken an, sondern droht erstmals mit Strafgeldern. Und die könnten es in sich haben: Je nach Schwere der Verstöße wäre für die Dauer von bis zu sechs Monaten die Verhängung eines Tagessatzes, der bis zu 5 Prozent der täglichen Erträge einer Bank beträgt, als Strafgeld möglich.
CSRD und CSDDD: Bankenaufsicht verliert die Geduld
Die Bankenaufsicht verliert offenbar zunehmend die Geduld bei der Umsetzung des Themas ESG im Rahmen der „Corporate Sustainability Reporting Directive“ (CSRD) und der „Corporate Sustainability Due Diligence Directive“ (CSDDD), die ja beide in diesem respektive kommenden Jahr umzusetzen sind.
Beim Thema ESG geht es bekanntlich um weit mehr als das reine Reporting. Die Einhaltung der ESG-Kriterien wird Teil des Risikomanagements und soll somit auch Kreditvergaben unmittelbar beeinflussen.
Banken, die die Direktiven nicht vollständig in das Risikomanagement integriert haben, drohen gleich in dreifacher Hinsicht Verluste: 1. Teure Abschreibungen, falls ein Kreditnehmer durch einen großen CO₂-Fußabdruck seine Geschäftsgrundlage verliert, 2. Strafgelder von der Bankenaufsicht und 3. ein veritabler Imageschaden. Man denke nur an die Vorwürfe des „Greenwashings“ gegen die Fondstochter einer großen Bank, über die breit in den Medien berichtet wurde.
„Brandbrief“ zeigt: ESG rückt höher auf der Agenda im Bankensektor
Der „Brandbrief“ der EZB zeigt somit zweierlei: Er unterstreicht die Bedeutung, die ESG aus Sicht der Bankenaufsicht genießt. Zugleich lässt sich daraus ablesen, dass viele Institute bei der Implementierung weiterhin nicht auf dem Entwicklungsstand stehen, auf dem sie sich eigentlich bereits befinden sollten.
Doch das ist ja auch nicht so einfach, wie unser heutiger HOT TOPIC zusammenfasst.
Datenanalyse gefragt: ESG-Reporting führt auch zu höheren Datenmengen
Daten bilden die Grundlage für die Einschätzung von ESG-Kriterien, deren Nutzung im Risikomanagement und dem Reporting. Die Informationen werden aber nicht allein aus dem eigenen Kernsystem stammen, sondern unterschiedliche Quellen berücksichtigen müssen. Die Umsetzung von ESG dürfte damit zur Verstetigung von wachsenden Datenmengen beitragen.
Und dies leitet zum zweiten Thema dieser Ausgabe des THE BANKING QUARTERLY über: Denn Systeme für Data Analytics sind prädestiniert, aus großen Mengen strukturierter und unstrukturierter Daten Schlussfolgerungen und Prognosen abzuleiten. Aus Gründen der Wahrhaftigkeit und aus Eigeninteresse in Hinsicht des Risikomanagements, müssen die zu verarbeitenden Informationen möglichst fehlerlos sein. Data Analytics als ein Schlüssel zur Umsetzung von ESG in Banksystemen benötigt eine hohe Datenqualität – daher richten wir im zweiten Teil dieser Ausgabe des Quarterlys ALL EYES ON Data Analytics.
… davor ein kleiner Sidestep in Sachen THE BANKING QUARTERLY
Bevor wir wieder tiefer in die Materie einsteigen, ein ganz schneller Dank an SIE, liebe Leserinnen und Leser. Die erste Ausgabe von THE BANKING QUARTERLY, erschienen Ende 2023, traf auf viel Interesse bei Ihnen – viel mehr sogar, als wir selbst erwartet hatten, was Ihr Feedback und die Anmeldezahlen zeigen. Dafür DANKE! Einmal pro Quartal fassen wir hier aus der Vogelperspektive Trends und Entwicklungen in der Bankenwelt aus der Sicht von uns Banking-Beraterinnen und -Beratern zusammen und hinterlegen diese mit kostenlosen Whitepapers und Pressebeiträgen, mit Meinungsbeiträgen in LinkedIn und Fachposts, die wir in unserem Blog on Banking veröffentlicht haben.
Dann geht´s jetzt weiter mit der Vertiefung in Sachen ESG-Reporting: